Den Bädern wird der Hahn zugedreht

■ Senat will Zuschüsse für Schwimmbäder streichen / Zwei Bäder müssen schließen, 20 Stellen sollen gestrichen werden / Außerdem fällt pro Bad ein Schwimmtag pro Woche weg

Heute wird der Senat über die Zukunft der Bäder entscheiden. Die hängt von 1,14 Millionen Mark Zuschuss in diesem und weiteren rund 1,4 Millionen Mark staatlichem Zuschuss im Jahr 2001 ab. Das Geld will der Senat künftig sparen. Dann müssten die Bremer Schwimmbäder künftig mit rund 6,2 Millionen Mark (sechs Millionen Mark in 2001) Einnahmen auskommen. Aber das „reiche nicht aus, um den Bäderbetrieb mit seinem derzeitigen Angebot aufrecht zu erhalten, schon gar nicht, um ihn attraktiver zu machen“, heißt es in der Senatsvorlage „Bäderkonzept“, die heute zur Diskussion steht.

Trotzdem wird der Senat „mit aller Wahrscheinlichkeit“ dem Papier zustimmen, so der Behördensprecher Hartmut Spiesecke. Die Alternative, eine Erhöhung des Senatszuschusses, steht kaum zur Diskussion.

Statt dessen wird sich Bremens Bäderszene gewaltig verändern: Alle Hallenbäder sollen an einem Tag in der Woche schließen. Das Hallenbad Tenever (140.000 Besucher pro Jahr) würde nur noch für Schulen und Vereine geöffnet bleiben. Das sanierungsbedürftige Freibad Heidberg wird geschlossen. Außerdem sollen das Freibad Sebaldsbrück verkleinert und Teile der Freiflächen und Liegewiesen in Walle und Sebaldsbrück verkauft werden. Auch 20 Arbeitsplätze sollen wegfallen.

Als Ersatz für das Freibad Heidberg könnte ein Baggersee genutzt werden, der von der Deutschen Lebensrettungsgemeinschaft (DLRG) beaufsichtigt würde, schlägt das Papier vor. Und der Erlös aus dem Verkauf von Freiflächen (7.000 von rund 13.000 Qudratmetern in Walle und 18.000 von rund 30.000 Quadratmetern in Sebaldsbrück) soll direkt in die Sanierungen der Hallenbäder reinvestiert werden. Außerdem steht man wegen des Hallenbads Tenever derzeit noch mit der Gewoba im Gespräch: „Wir sind für den Erhalt des Bades“, erklärt deren Vorstandsmitglied Werner Teetz. Vielleicht könnte sich die Gewoba an Eintrittspreisen für Gewoba-Mieter beteiligen. Auch CDU und SPD versuchen sich für den Erhalt des Bades einzusetzen. Beide Fraktionschefs, Jens Eckhoff und Jens Böhrnsen, verhandeln derzeit auch noch mit anderen Wohnbaugesellschaften.

„Wir werden für das Hallenbad kämpfen“, verspricht auch Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter. In den nächsten Tagen hat Schlüter mehrere PolitikerInnen nach Tenever eingeladen. „Aber auch Demos sind denkbar.“ Denn der Stadtteil „muss für die Menschen lebbar bleiben.“ Ohne Hallenbad gebe es kaum Freizeitangebote. Und Sebaldsbrück sei für Kinder zu weit weg.

Ersten Protest gegen die Senatsvorlage gab es gestern von der ÖTV: „Zuschusskürzungen und Bäderschließungen stellen kein Bäderkonzept dar“, erklärte Onno Dannenberg. Die Entlassungen werde man nicht hinnehmen: Bei der Aufsichtsratssitzung am Freitag will man dem Bäderkonzept nicht zustimmen. Das könnte den Beschluss erst mal blockieren, bis er wieder in den Senat muss, so Jürgen Humer von der ÖTV: „Das gibt uns Zeit für neue Verhandlungen.“

„Bauchschmerzen“ hat auch Bäder-Geschäftsführer Wolfgang Heise wegen der 20 Entlassungen. Für einen Sozialplan soll der Senat bis zu einer Million bereitstellen. Ein Vergleich mit anderen Städten zeige dort deutlich mehr Finanzspritzen: Duisburg schießt pro Jahr rund zehn Millionen Mark in die Bäder.

Allerdings liegen in dem „Bäderkonzept“ auch Chancen, so Heise. Die meisten Bäder seien alt und unattraktiv, der Sanierungsbedarf dementsprechend groß. In den nächsten Jahren stehen Investitionen von rund 47 Millionen Mark an – zum Teil zur Einhaltung neuer EU-Wasserrichtlinien, zum Teil für Sanierungen und Attraktivitätssteigerungen. Diesen Investitionen allerdings wird der Senat noch extra zustimmen müssen. pipe