Blauhelme schützen Osttimoresen

Ab heute wird die multinationale Interventionstruppe schrittweise durch UN-Soldaten ersetzt. Die sozialen Spannungen wachsen

Jakarta/Berlin (taz) – Ab heute wird in Osttimor die multinationale Interventionstruppe Interfet durch eine Blauhelmtruppe ersetzt, die der UNO-Verwaltung für Osttimor (Untaet) untersteht. Die Ablösung erfolgt sukzessive bis Ende Februar, um kein Sicherheitsvakuum aufkommen zu lassen. Schon heute übernimmt der philippinische Generalleutnant Jaime de los Santos den Oberbefehl vom australischen Generalmajor Peter Cosgrove. In den nächsten Wochen werden vor allem die Australier einen Teil ihrer Truppen abziehen, die dann durch Soldaten aus meist asiatischen Ländern ersetzt werden, darunter ein größeres Kontingent aus Jordanien sowie Polizisten aus China. Die Stärke der Untaet-Truppe soll 8.900 Mann betragen.

Zu Ende geht jetzt auch der Osttimor-Einsatz der Bundeswehr. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte gestern der taz, dass die zur Zeit 71 deutschen Soldaten und Soldatinnen ihren Einsatz am 28. Februar beenden werden. Das deutsche Sanitätskontingent, das im Oktober im australischen Darwin stationiert wurde, war zur medizinischen Versorgung der Interfet-Truppe entsandt worden. Bis vorgestern hatte die Bundeswehr bei 37 Einsatzflügen 220 Passagiere und 189 Verletzte von Osttimor nach Darwin ausgeflogen und damit viel weniger als zunächst befürchtet.

Während noch immer 150.000 osttimoresische Flüchtlinge in Lagern im indonesischen Westtimor hausen, wächst in Osttimor selbst die Unzufriedenheit. In den letzten Wochen kam es mehrfach zu Protesten, weil viele Osttimoresen mit der langsamen Hilfe der UNO unzufrieden sind. Hohe Arbeitslosigkeit, Krankheiten und wachsende Kriminalität erhöhen die Gefahr neuer Krawalle. Problematisch ist auch die Anwesenheit der vielen internationalen Hilfsorganisationen. Ihre im Vergleich zu den Einheimischen sehr zahlungskräftigen Mitarbeiter treiben die Preise hoch. Viele Osttimoresen fühlen sich wieder fremdbestimmt, diesmal von der UNO und den Hilfsorganisationen.

UN-Generalsekretär Kofi Annan zeichnete in einem am Freitag vorgelegten Bericht an den Weltsicherheitsrat ein düsteres Bild der Lage in Osttimor. „Die dramatischen Auswirkungen der systematischen Zerstörung und Gewalt im vergangenen September und die folgende Beendigung aller zivilen und öffentlichen Dienste“ würden den Aufbau des Landes in absehbarer Zukunft behindern, so Annan. Jutta Lietsch/Sven Hansen