Banddemokratie an den Wurzeln des Dub

■ Entspannt rollender Groove: Die Berliner „Submission“ heute in der Roten Flora

„Reggae zu spielen, ist technisch gesehen relativ einfach“, erklärt Klaus, „Reggae aber wirklich gut zu spielen, kann ganz schön schwierig werden.“ Klaus ist Keyboarder von Submission, einer Dub-Reggae-Band, die sich für den schwierigeren Weg entschieden hat. So einflussreich die Stilelemente und Produktionsmethoden des Reggae für die Musik der 90er Jahre wurden, so wenig Bands haben sich mit eigentlichem Reggae beschäftigt.

Also brachen die Berliner vor drei Jahren zu den Wurzeln des Dub auf und mussten erst einmal erfahren, wie sich der Prophet im eigenen Land fühlt. Während Submission in der Hauptstadt allenfalls ein Geheimtipp blieben, spielten sie anderswo auf großen Festivals, insbesondere in Osteuropa. Begeistert schildert Bassist Mirko, wie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Polen und Tschechien eine florierende Reggaeszene entstand: „Gerade in Polen hat man den Eindruck, dass dort die ganze Stadt zu unseren Konzerten kommt.“

Obwohl ursprünglicher Dub meist auf Gesang verzichtete, sind Submission immer wieder mit MCs und Sängern aufgetreten. Am längsten und erfolgreichsten hat man mit Tikiman kooperiert. Der in Berlin lebende schwarze Sänger, der lange auf Jamaika spielte, wurde hierzulande durch seine genreübergreifende Kooperation mit den elektronischen Minimalisten des Berliner Rhythm & Sound-Labels bekannt. Auf ihrer jüngsten Tournee avancierte Tikiman zur Stimmungskanone. Mirko: „Er bezieht das Publikum sehr stark mit ein und wächst dann manchmal über sich selbst hinaus.“

Tikimans Respekt haben sich Submission nicht zuletzt durch eine Musik erspielt, die bewusst den Weg der Verfeinerung gegangen ist. So wurde die Gründungsidee, ähnlich wie Rockers Hi-Fi mit Samples und Jungle-Rhythmen zu experimentieren, schnell verworfen. Zunächst galt es, eine technische Hürde zu nehmen. Dub-Reggae ist nämlich eine Studiomusik, die erst durch die Nachbearbeitung am Mischpult entsteht: Die Gitarrenspur verdoppelt sich im Echo, das Schlagzeug ertrinkt im eigenen Nachhall, während der Bass sich unter der Regie des Mixers kurz verabschiedet, um dann mit doppelter Wucht in das Stück zurückzukehren. Wie läßt sich das auf der Bühne realisieren?

Klaus ist nicht nur Keyboarder, er bedient auch die Effektgeräte: „Ich mische die Klangmanipulationen dazu. Das Aussetzen der Instrumente, also das, was man sonst erst im Studio erzeugt, erreichen wird durch vorherige Absprachen, wer wann zu spielen hat.“ Dabei gibt es bei Submission keinen, der Arrangements oder Songs schreibt. Ihre Musik entsteht aus gemeinsamen Proben und gebündelten Ideen: Banddemokratie, aus der sich ein tiefer, entspannt rollender Groove erhebt. Nils Michaelis

heute, 21 Uhr, Rote Flora (mit Dojo Soundsystem)