Schluss mit Soziologie

■ Schleswig-Holstein droht der Verlust seiner einzigen Volluniversität in Kiel

An der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) kann man bald vielleicht weder Politische Wissenschaft noch Soziologie studieren. Das Flensburger Tageblatt berichtete gestern, dass noch in diesem Jahr beide Studiengänge aus Kostengründen abgeschafft werden. Der CAU-Rektor erklärte dazu, dass die Universität wegen eines erwarteten Millionenlochs im Etat 70 der rund 2400 Stellen abbauen und ihr Fächer-Angebot verringern müsse.

Spekulationen über das Aus für Politologie und Soziologie wollte der Rektor nicht schüren: „Die Entscheidungen dazu fallen in den Gremien.“ Die Zugangsvoraussetzung zu den Fächern werde allerdings zum Wintersemester über den Numerus Clausus verschärft. „Wir können bei jeweils zwei Professoren in den Fächern nicht mehr so viele Studenten zulassen“, begründete Haensel. Zudem könnten unbesetzte Lehrstühle nicht binnen eines halben Jahres besetzt werden.

Mit einem verringerten Fächerangebot werde die CAU „keine Volluniversität mehr sein können“, beklagte der Rektor. In Schleswig-Holstein falle damit die einzige Volluniversität des Landes weg.

Dem Wissenschaftsministerium in Kiel liegen nach Angaben seines Sprechers Planungen über ein Streichen von Fächern nicht vor. Die Verhandlungen über Struktur und Zielvereinbarungen mit den Hochschulen im Land liefen noch, der Gesprächstermin mit der Kieler Universität stehe noch aus.

Die FDP-Landtagsfraktion sprach von einem „schmerzhaften Aderlass für die Universität“, erinnerte an den Abzug der erziehungswissenschaftlichen Fakultät. „Nach außen vermittelt sich inzwischen der Eindruck, dass hier ein Abbruch auf Raten stattfindet“, sagte der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Ekkehard Klug. Die CDU-Fraktion plädierte für den Erhalt der Fächer, verwies aber auf die Autonomie der Hochschulen. Für eine Zustimmung des Landes bei derartigen Entscheidungen setzte sich die grüne Fraktionsvorsitzende im Kieler Landtag, Irene Fröhlich, ein. Das Aus für Soziologie und Politologie sei „mit Bündnis 90/Die Grünen nicht zu machen.“ Sie stehe einer Zusammenlegung beider Fachbereiche positiv gegenüber, das Angebot dürfe sich dadurch jedoch nicht verschlechtern. Sandra Wilsdorf