Feindbild Mensch

Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Sagt der eine: „Du siehst aber schlecht aus. Fehlt Dir was?“ Sagt der zweite: „Ach mir geht‘s gar nicht gut. Ich hab Homo Sapiens.“ Tröstet ihn der andere: „Mach Dir keine Sorgen. Das geht schnell vorbei.“

Menschenleben spielen keine Rolle, wenn es um die Rettung des Planeten geht. Das Titelblatt des Greenpeace-Magazins zeigte Mitte der Neunzigerjahre eine Menschenmenge aus der Vogelperspektive. Ein Wort ist in großen Lettern über die Gesichter gedruckt: „ZUVIEL“. Der Verhaltensforscher und Umweltaktivist Konrad Lorenz bekannte in einem seiner letzten Interviews: „Gegen Überbevölkerung hat die Menschheit nichts Vernünftiges unternommen. Man könnte daher eine gewisse Sympathie für Aids bekommen.“

„Es zeigt sich“, so Lorenz, „dass die ethischen Menschen nicht so viele Kinder haben und die Gangster sich unbegrenzt und sorglos weiterreproduzieren.“ Dem internationalen Vergleich der Geburtenraten ist zu entnehmen, dass demnach etwa in Tansania viel mehr „Gangster“ leben müssen als im schönen Österreich, der Heimat des seligen Konrad Lorenz.

Der Mitbegründer der Grünen Herbert Gruhl schrieb in seinem Buch „Himmelfahrt in Nichts“ (1992): „Für einige überfüllte Populationen mag dann Gewalt oder die Atombombe eines Tages keine Drohung mehr sein, sondern Befreiung.“ Relativ human dagegen Wolfgang Harich. Er forderte eine Weltregierung mit diktatorischen Befugnissen, die „selbst vor Umsiedlung großer Menschenmassen nicht zurückschreckt.“

Die beiden amerikanischen „Tiefenökologen“ (Anhänger einer grün-fundamentalistischen Denkrichtung, die auf den norwegischen Philosophen Arne Naess zurückgeht) Bill Deval und George Sessions schlugen vor, der Natur zuliebe die Zahl der Menschen auf der Welt auf etwa hundert Millionen zu reduzieren. David Foreman, Anführer der US-Öko-Kampftruppe „Earth-First“, sieht in der Menschheit ein „Krebsgeschwür“.

Michael Miersch