Tausende gingen für Abu-Jamal auf die Straße

Mit Musik und Sprechchören forderten Demonstranten die Freilassung des zum Tode verurteilten Journalisten. Zug zur österreichischen Botschaft von der Polizei verhindert

Und es gibt sie doch: linke Großdemonstrationen in Berlin außerhalb des 1.Mai. Ein Aktionsbündnis hatte für Samstag eine Demo organisiert, um für die Freilassung des in den USA zum Tode verurteilen farbigen Journalisten Mumia Abu-Jamal sowie die Abschaffung der Todesstrafe und die „Freilassung aller politischen Gefangenen“ zu demonstrieren.

Mehrere tausend Menschen – der Lagedienst der Polizei sprach von etwa 3.000, die Veranstalter von 8.000 – waren zur Demo gekommen: überwiegend jung, bunt und laut. Mit dröhnender Musik und Sprechchören wie „USA – Freiheit für Mumia“ zogen die Teilnehmer vom Rosa-Luxemburg-Platz zum Gendarmenmarkt. Vor der amerikanischen Botschaft spielten die Demonstranten eine Nachricht von Abu-Jamal vom Tonband ab. Der Journalist, der 1982 unter dem Vorwurf des Polizistenmordes im US-Bundesstaat Pennsylvania zum Tode verurteilt wurde, hatte seine Botschaft in der Todeszelle aufgenommen. Vereinzelt wurden in der Nähe der Botschaft Steine geworfen.

Die Polizei begleitete den Zug mit einem großen Aufgebot. Ein Beamter nannte als Grund für die Demo: „Die wollen, dass so’n Amerikaner freigelassen wird, weil er einen Polizisten erschossen hat.“ Passanten nahmen das große Aufgebot in Grün skeptisch auf: „Ihr müsst ja sehr große Angst haben“, rief ein älterer Mann den Beamten zu.

Die Polizei hatte vor allem den sogenannten Antifablock im Visir. Als am Rande des Zuges ein Spalier von Polizisten aufzog, kam es zu Rangeleien zwischen Polizei und Demonstranten. Aus dem Block heraus seien Straftaten begangen worden, begründeten die Beamten ihr Vorgehen gegenüber dem Veranstalter. Das Lagezentrum der Polizei meldete hingegen auf taz-Nachfrage „keine besonderen Vorkommnisse“. Während der Demonstration seien 17 Leute festgenommen worden.

Nach der Abschlusskundgebung zog die Polizei ihre Einheiten vor allem in der Nähe der österreichischen Botschaft zusammen. Auf Handzetteln waren die Demoteilnehmer zuvor von nicht näher bezeichneten linken Gruppen aufgerufen worden, nach Ende der Demonstration zur österreichischen Botschaft in der Friedrichstraße zu ziehen. Polizeiketten hinderten die überwiegend jugendlichen Leute jedoch daran. Begründen wollten die Beamten ihre Maßnahme zwar nicht, erklärten aber ihre Kriterien: „Vorbei darf hier nur, wer normal aussieht.“ Dirk Hempel