Die wahren Freunde des Doktor Kohl mobben weiter

Allianz aus „Jungen“ und konservativen Hardlinern will Geissler und Blüm entmachten

Berlin (taz) – Zwei Monate bevor die Christdemokraten ihre Führung neu wählen, zeigen die Jüngeren in der Partei schon mal die Zähnchen. Die Alten müssen weg. So einer wie Norbert Blüm (64) sei als stellvertretender Parteivorsitzender untragbar geworden. Er könne „beim besten Willen nicht länger im Präsidium sein“, sagt Vera Lengsfeld. Kurz und knapp befindet die Frau aus Sondershausen und im besten Politikeralter (47), „Blüm soll begreifen, dass er Jüngeren Platz machen muß“.

Alt ist auch Heiner Geißler. Wird im März 70. Auch ihn hat Lengsfeld auf die Liste der Personen gesetzt, die aus dem Fenster fliegen sollen wie ein alter Fernseher. „Geißler arbeitet in penetranter Weise seinen Kohl-Komplex ab. Er muss weg“, vertraut Lengsfeld der Welt am Sonntag an. Die Hinterbänklerin des Bundestages hat eine rabiate Helferin gefunden:

Erika Steinbach. Mit 56 Jahren sehr sumpferfahren. Seit der Spendenaffäre „versucht Geißler die Inhalte der CDU umzudefinieren“, sagt sie zur taz. Der frühere Generalsekretär wolle die Partei „spalten“. Geißler akzeptiere nicht den „wertebewußten, konservativen Teil der CDU, den es in keiner anderen Partei gibt“. Steinbach vermutet, dass diese politische Ausrichtung etwa der Hälfte ihrer Parteifreunde außerordentlich wichtig sei. „Geißler will uns dieses Bein weghauen.“

Und Norbert Blüm? Zum langjährigen Arbeitsminister mag Steinbach in der Krise nicht mehr stehen. „Ich weiß, dass er sich menschlich sehr mit der Situation quält.“ Dafür ringt sie sich zwar Respekt ab. „Aber ich verstehe nicht, wie leichtfertig er gegenüber Helmut Kohl ist.“

Blüm gehört zu jenen CDU-Politikern die mittlerweile sehr energisch von Helmut Kohl verlangen, die Namen der Geld-Spender preiszugeben. Dies kann Steinbach nicht nachvollziehen: „Blüm ist Kohl doch zu erheblichen Dank verpflichtet.“

Den jüngeren Männern in der CDU gilt die Hoffnung. In der Welt am Sonntag wird der Haushaltsexperte und stellvertretender Vorsitzende der Unionsfraktion, Friedrich Merz, genannt. Er sei „in jeder Beziehung geeignet in das Präsidium einzuziehen“, findet Dirk Fischer, Bundestagsabgeordneter und Landesvorsitzender der Hamburger CDU. Und Steinbach sekundiert, Merz sei ein „ausgezeichneter Mann, der das Zeug zum stellvertretenden Parteivorsitzenden hat“. Als mögliche Nachfolger von Blüm werden auch genannt: Peter Müller, derzeit hessischer Ministerpräsident, CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers aus NRW und Hildegard Müller, Vorsitzende der Jungen Union. roga