Putschisten und Rebellen bedrängen Tschads Präsident

Opposition meldet Massenhinrichtungen im Militär, das erfolglos gegen Rebellen kämpft

Berlin (taz) – Die Regierung von Präsident Idriss Déby im Tschad gerät in Bedrängnis. Wie Oppositionskreise am Wochenende berichteten, sind 32 teils hochrangige Militärs wegen angeblicher Putschvorbereitungen hingerichtet worden. Die Massenexekutionen am 28. und 29. Januar in der im Osten des Landes liegenden Stadt Tiné seien auf eine Reihe von Verhaftungen innerhalb des Militärs seit Jahresbeginn gefolgt.

Déby, der seit 1990 regiert, sieht sich seit 1998 einer Rebellion gegenüber, die die Kontrolle über weite Teile des wüstenhaften Nordens des Landes beansprucht. Die „Bewegung für Demokratie und Gerechtigkeit im Tschad“ (MDJT) unter Führung des früheren Verteidigungsministers Youssouf Togoimi sammelt vor allem Angehörige des nordtschadischen Toubou-Volkes, zu dem Togoimi gehört, und wirft Déby vor, ein „autoritäres und diktatorisches Regime“ errichtet zu haben.

Ihre Basen hat die MDJT im Tibesti-Gebirge mitten in der Sahara. Sie reklamiert die Kontrolle des gesamten nördlichen Tschad, inklusive des einst zwischen Tschad und Libyen umstrittenen Grenzstreifens Aouzou. Da aus den Zeiten des Krieges zwischen Frankreich und Libyen um die Kontrolle dieser Region in den 80er-Jahren noch große Waffenlager und Landminenbestände übrig sind, ist es leicht, hier mit einer relativ kleinen Truppe weite Regionen unpassierbar zu machen.

Letztes Jahr hatte Togoimi angekündigt, bis Ende 1999 in die Hauptstadt einzumarschieren und Déby zu stürzen. Dies hat er nicht geschafft, aber vor zwei Wochen erklärte die MDJT, sie habe im Tibesti-Gebirge die Armeebasis Yebbi-Bou eingenommen, die sie seit fast einem Jahr belagert hatte. Dies sei ein Racheakt für „wiederholte Angriffe auf die Zivilbevölkerung, das Anzünden von Palmenhainen und Häusern und die Ermordung wehrloser Viehhüter“ durch Regierungstruppen gewesen.

Die jüngsten Spannungen fallen zusammen mit der Anklageerhebung in Senegal gegen den früheren tschadischen Präsidenten Hissein Habré, der 1990 von Déby gestürzt wurde und aus der Kriegsregion stammt. Zwei weitere Rebellengruppen sind im Osten und Süden des Tschad aktiv und behaupten, Zulauf von Deserteuren aus der Regierungsarmee zu bekommen. Sie werden unter anderem von Goukouni Weddeye unterstützt, einem in Algerien lebenden früheren Präsidenten des Tschad.

In Reaktion auf die zunehmenden Rebellenaktivitäten bekommt Tschads Regierung Militärhilfe aus Libyen. Große Mengen an libyschem Rüstungsmaterial sollen Ende 1999 in Faya-Largeau eingetroffen sein, der wichtigsten Stadt des nördlichen Tschad. Die Hinwendung Débys zu Gaddafi weckt wiederum Misstrauen seitens Frankreichs, dessen Afrikapolitiker schon seit längerem Débys Fähigkeiten zur Kontrolle des Tschad anzweifeln und sich aktiv Gedanken über politische Alternativen machen. Dominic Johnson