Erfahrbare Exponate

Weltweit sind 767 regionale Expo-Projekte registriert – touristische Attraktionen hat die Weltausstellung kaum zu bieten  ■ Von Silke Langhoff

Stell dir vor, es ist Expo und keiner geht hin. Dann kommt die Expo zu dir. Zum ersten Mal, so wird geworben, findet die Weltausstellung „nicht nur in Hannover statt, sondern überall“. Von Juni bis Oktober gibts neben Asien, Afrika und Amerika beispielsweise auch in Norddeutschland von der dänischen Gren-ze bis ins hannoversche Celle „weltweite“ Projekte zu besichtigen.

Oder auch nicht. Denn sind der kalifornische See „Mono Lake“ und auch zyprische Solaranlagen für Touristen noch sinnlich erfahrbar, so trifft dies beim Ausbildungsprojekt für junge behinderte Menschen in Tunesien oder der „interaktiven Siliziumsensorik“ des Itzehoer Innovationszentrums nur noch bedingt zu. „Die örtlichen Projekte richten sich nicht an den japanischen Großvater, der mit seiner Enkelin zur Expo will“, betont der zuständige Leiter Björn Finkenstaedt. Ganz abgesehen davon, dass es die wenigsten Regionen verkraften würden, „wenn da 5000 Japaner Fotos machen wollen“.

Bieten sollen die Projekte Lösungsmodelle und regionalwirtschaftliche Impulse. Insgesamt sind 767 Vorhaben unterschiedlichster Art als „Projekt EXPO 2000“ regis-triert, 280 davon in Deutschland. In einem „nachhaltigen Innovationswettbewerb“ wurden Konzepte ausgesucht, die über eine lokale Bedeutung hinaus exemplarischen Charakter haben sollen. Bares sehen die Auserwählten dafür – zumindest unmittelbar – nicht. Doch es wird leichter, an die Öffentlichkeit und Investorengeld zu kommen. Die Projektträger dürfen das Label der Weltausstellung verwenden, sich kostenlos auf deren Internet-Seiten präsentieren und schließlich eine Expo-Fahne in den Wind hängen.

Die flattert zum Beispiel auf Pellworm. Die gesamte Nordfriesische Insel ist Teil des Expo-Projektes „Dorf 2000“, in dem es um die zukünftige Lebensfähigkeit dieser Gemeinschaftsform geht. Pellworm sei vorbildlich in Sachen Natur- und Küstenschutz, heißt es in der Projektbeschreibung. Und auch mit seinem autarken Energiekonzept, das sich auf Windkraft, Wärmepumpen und Biomasse stützt, biete das Eiland ein gutes Beispiel.

Mehr als Schafe und Windräder gibt es andernorts zu sehen. Im nordfriesischen Büsum soll die Rekonstruktion eines 2000 Jahre alten Bauernhofes die wechselvolle Siedlungsgeschichte der Region erlebbar machen. Dem maritimen Motto „EXPO am Meer“ hat sich Wilhelmshaven verschrieben: Mit „Oceanis“ – das in ähnlicher Form bereits auf der Weltausstellung in Lissabon zu bestaunen war – wurde eine virtuelle Unterwasserwelt geschaffen, in die BesucherInnen abtauchen können. In einem „Fahrstuhl“ rauscht man 1000 Meter in die Tiefe „und spürt, wie das Wasser über einem zusammenschlägt“, verspricht der Projektleiter Jürgen Gronewald. „Unten“ ist eine Forschungsstation sowie ein „Archiv des Meeres“ eingerichtet. Bernstein, Algen, Getier und alles, was das salzige Nass zu bieten hat, kann mensch riechen und betasten – ohne feuchte Finger zu bekommen. Mit einer authentisch wirkenden Unterwasserfahrt im Kino-Jet gehts wieder zurück an die Oberfläche mit anschließendem Simulationsflug über die Nordsee, Landeplatz: Wilhelmshaven.

Und im Emsland bietet sich nicht zuletzt – oder vielleicht doch – die Gelegenheit, einmal mit dem Transrapid zu fahren: Die Demonstrationsstrecke dient zur Expo-Präsentation der schwebenden Magnetbahn.