Mit Russlands Schulden auf Du und Du
: Londoner Club gibt nach

Berlin (rtr/taz) – Russland hat sich mit seinen im Londoner Club vereinten Gläubigerbanken auf eine Umschuldung von rund 64 Milliarden Mark geeinigt. Federführend bei den Verhandlungen war auf der Gläubigerseite die Deutsche Bank. Für das Schuldnerland war der stellvertretende Ministerpräsident Michail Kasajanow nach Frankfurt gereist, wo die im Dezember abgebrochenen Unterredungen am Freitag fortgesetzt wurden.

Von den verhandelten 64 Milliarden Mark Schulden ist laut Kasajanow fast ein Drittel erlassen worden. Wenn man die fällig werdenen Zinsen und Zinseszinsen dazuzähle, komme man sogar beinahe auf die Hälfte, sagte der sichtlich zufriedene Russe am Freitagabend. Neben dem Erlass vereinbarten beide Parteien längere Rückzahlungsfristen und Stundungen, also die Aufschiebung der Fälligkeitstermine.

Ein Teil der langfristigen Verbindlichkeiten der ehemaligen Sowjetunion soll in russische Eurobonds mit 30 Jahren Laufzeit und sukzessiv bis auf 7,5 Prozent steigenden Zinsen umgewandelt werden. Dabei wird auf die „IAN“ geannten russischen Anleihen ein Abschlag von 33, auf die „PRINs“ von 37,5 Prozent berechnet.

Dank der Vereinbarungen erhält Russland wieder Zugang zu den internationalen Finanzmärkten. Seit der Währungskrise 1998 hat das Land bei den privaten Anlegern stark an Glaubwürdigkeit verloren. Obendrein ist ein 1999 genehmigter Kredit des Internationalen Währungsfonds in Höhe von 9 Milliarden Mark eingefroren worden. Nicht etwa wegen des Tschetschenienkriegs, wie von russischer Seite geargwöhnt und von westlichen Pazifisten frohlockt wurde: Da drückt der G 7-dominierte Fonds weiterhin beide Augen zu und konzentriert sich stattdessen auf die Kontrolle der „guten Regierungsführung“ von Somalia oder Äthiopien. Vielmehr nannt der IWF im Falle Russlands als Gründe „zu langsame Reformen des Bankwesens und des Steuersystems“. Auch bei der Bewertung der Zahlungsbilanz und der Haushaltseinnahmen gibt es angeblich Differenzen. kk