Abschied auf Raten ■ Studio Babelsberg im Abwind

Und dabei hatte Jean-Jacques Annaud noch vor wenigen Tagen Hoffnung gemacht: Frankreichs Starregisseur gab zu Protokoll, das traditionsreiche Studio Babelsberg hätte das Zeug zum „Filmzentrum für Kontinentaleuropa“, das Potenzial, wieder an den alten Ruhm anzuschließen.

Doch damit wollte sich der Oscar-Preisträger und Volker-Schlöndorff-Freund wohl eher für die Nettigkeiten revanchieren, die schon im Vorfeld über sein Weltkriegsdrama – Arbeitstitel „Enemy at the Gates“, zu Deutsch: „Der Feind vor den Toren“ – verkündet wurden. Denn netterweise spült die Produktion, mit einem Etat von 180 Millionen Mark als teuerster Film Europas gehandelt, auch rund 25 Millionen Mark Umsatz in die Kassen der Babelsberger Studios.

Als „Durchbruch“ für die gebeutelte Filmimmobilie des französischen Mischkonzerns Vivendi feierte auch Studiochef Friedrich Carl Wachs das Projekt. Und nimmt jetzt seinen Hut.

Der Zeitpunkt zur Berlinale ist gut gewählt, der Protest des „Machers“ Wachs („Ich stehe für Volldampf, Wachstum, Risiko“) gegen die Sparkommissare aus Frankreich klingt plausibel. Allerdings ist es ein Untergang auf Raten: Vivendi, hervorgegangen aus dem allmächtigen französischen Wasser- und Energieversorger „Compagnie Générale des Eaux“, hatte mit dem Studio nie ernstlich Großes vor. Die Verträge von 1992 mit der Treuhand zwangen zur Übernahme des übrig gebliebenen DEFA-Personals. Wer gut war, hatte da schon längst woanders einen Job. Und so klagen immer wieder Produzenten über die Dienstleistungen des Studios Babelsberg, die veralteten Anlagen, die mühsam nachgerüstete Technik. Seit langem sucht Vivendi nach einem Ausstieg, der einerseits den bis 2002 laufenden Vertrag erfüllt und andererseits das Gesicht des Konzerns wahrt.

Wenn Babelsberg, das erst unter Wachs vom reinen Dienstleister zum selbstständigen Filmproduzenten aufstieg, jetzt „konsolidiert“ wird, wie Vivendi die anstehenden Sparmaßnahmen nebst Personalabbau ab 2002 vornehm umschreibt, ist der Traum vom Hollywood vor den Toren Berlins endgültig ausgeträumt.Steffen Grimberg