„Das wird Schäuble nicht gelingen“

Ute-Henriette Ohoven ist die beste Spendensammlerin im Land. Einer CDU-Spendenkampagne gibt sie aber überhaupt keine Aussicht auf Erfolg

taz : Worauf müssen erfolgreiche Fundraiser achten?

Ute-Henriette Ohoven: Sie müssen wissen, wofür sie Spenden sammeln. Und sie müssen garantieren, dass das Geld definitiv dort ankommt, wo es hin soll. Außerdem müssen sie immer darauf achten, dass die Spenden geprüft werden. Bei uns durchlaufen Spenden vier interne Prüfungen. Außerdem prüfen auch noch das Bonner Finanzamt und der Bundesrechnungshof.

Die CDU muss mehr als 41 Millionen Mark zurückzahlen. Wolfgang Schäuble hofft, dass viele Spender dabei helfen. Welchen Rat können Sie geben?

Ich kann dazu als Unesco-Sonderbotschafterin gar nichts sagen. Als Privatperson glaube ich nicht, dass es ihm gelingen wird.

Was hat eigentlich jemand davon zu spenden?

Der Spender hat einfach das Gefühl, dazu beizutragen, dass diese Welt verbessert wird. Das ist doch ein wunderbares Gefühl.

Was macht einen guten Spendensammler aus?

Fundraising ist sehr harte Arbeit. Man braucht dazu auch eine ausgeklügelte Kommunikationsstrategie. Ich muss wissen, worüber ich rede. Ich zum Beispiel lebe zweitweilig in den Slums. Ich kenne die Armut der Kinder weltweit. Diese Umstände muss man kennen, wenn man dafür um Spenden werben will.

Wer sammelt, muss die Gefühle der Spender ansprechen?

Nicht nur. Man kann zwar irgendwo einen Stand aufbauen und Spenden sammeln. Wenn man aber großen Erfolg haben will, muss man viel Kompetenz nachweisen. Erst Kompetenz schafft die Chancen auf Erfolg.

Ein Fundraiser muss also absolut integer sein?

Sie können nicht losgehen und sagen: Ich sammle für Kinder, geben Sie einen Scheck. Da fliegen sie schneller raus aus den Büros, als sie hineingekommen sind. Spendensammler ist eine Berufung, ein Beruf ohne Bezahlung. Man muss gut sein, um Erfolg zu haben. Egal, ob das ihre Erscheinung anbelangt oder das Vertrauen, das sie ausstrahlen.

Eine gute Werbeaktion reicht nicht aus?

Durchaus nicht. Heute ist alles sehr auf Personen zugeschnitten. Ich würde mich als moderne Bettlerin bezeichnen. Die hat heute ein anders Auftreten als früher. Sie braucht nicht mehr in der grauen Kutte daherkommen.

Die CDU wird es mit einer Spendensammelaktion nicht weit bringen, weil ihr die Kompetenz und das Vertrauen dazu fehlen?

Wenn das Vertrauen erschüttert ist, ist es sehr schwer, Spenden zu sammeln.

Interview: Annette Rogalla