Soundcheck

Heute: Marlboro Sound Slam: Rhymes vs. Crossover – The Ultimate Sound Battle. Herrje, wer hat sich das nur wieder ausgedacht? „Unvergleichbares Live Ereignis“, „Wettstreit der Musikgiganten“, „ein wahrer Ohrenschmaus“ – was ist da los? Nein, es geht nicht um irgendeine verschnarchte Beilagen-CD eines bekannten Musikmagazins, sondern um „einen Kampf der Superlative“! Hip-Hop versus Crossover! Das sind nämlich „die frischesten urbanen amerikanischen Musikstile“! Na dann.

Wer sichs also geben möchte, der sei auf Folgendes gefasst: Die Nervensägen Dog Eat Dog und Crazy Town aus Los Angeles „lassen es richtig krachen“, während New Yorks Arsonists und Berlins Spezializtz raptechnisch dagegenhalten. Das Publikum ist dazu aufgerufen, per Akklamation über die Güte des Dargebotenen zu entscheiden. Währenddessen verdienen sich der allmighty Mix-DJ P.F.Cuttin und der 0711-Macher DJ Emilio aus Stuttgart in den Pausen auch noch ein paar schnelle Märker dazu. Als Schiedsrichter hat man den momentan auf allen Ebenen durchstartenden MC René verpflichtet, der diesen Rumble-in-the-Jungle für Arme moderieren wird.

Über den Unsinn solcher Events sollte man sich nicht lange den Kopf zerbrechen. Der Werbeetat muss halt weg, und Ideen sind rar. Aber die Leute für blöd verkaufen, ist eine andere Tasse Tee. Bleibt festzuhalten, dass mit den Arsonists wenigstens ein frischer und ambitionierter Act am Start ist, auch wenn man über ihre Live-Qualitäten durchaus streiten darf. Ihr Album As The World Burns jedenfalls zählt nicht zum allerschlechtesten, was der Planet New York im letzten Jahr auf die HipHop-Welt losgelassen hat.

Dennoch wünscht man sich in solchen Momenten fast schon wieder den von Philip Morris Anfang der Neunziger installierten Minister for Nightlife, oder wie der noch mal hieß, zurück. Dann bliebe uns wenigstens Sextaner-Promo-Prosa wie „der bunte, schnelllebige, kommerzielle Rap-Zirkus perlt an ihnen ab wie Fett an der Teflonpfanne“ erspart.

Hubert Arnold

Gaswerk, 20 Uhr