Stadt der Roma-Mauer als Expo-Hit

Ústí nad Labem will in Hannover dabei sein. Mit Roma-Orchester

Prag (taz) – Irgendwie muss Tschechien die Idee der Expo 2000 wohl missverstehen. Nicht was das Land berühmt, sondern was es berüchtigt macht, wird nach Hannover auf die diesjährige Weltausstellung geschickt. Der Sänger Karel Gott allein reicht da nicht aus. Jetzt soll sich auch die Stadt Ústí nad labem (Aussig an der Elbe) im tschechischen Pavillon präsentieren.

Die träge Industriestadt in Nordböhmen erlangte im vergangenen Jahr traurige Berühmtheit, weil sie zwei hauptsächlich von Roma bewohnte Mietblöcke mit einer Mauer vom Rest der Welt und vor allem von den Häusern der weißen Nachbarn abschirmte. Diese hatten sich von den Roma belästigt gefühlt. Kurz nachdem die Mauer aufgebaut worden war, wurde sie jedoch wieder abgerissen. Mit freundlicher Unterstützung der tschechischen Regierung, die der Stadt Ústí 10 Millionen Kronen (rund 600.000 Mark) dafür bezahlte.

Magistratssprecher Milan Knotek freut sich jetzt auf die Expo 2000, die am 1. Juni ihre Pforten öffnet. Noch sei nicht ganz klar, ob die Stadt daran teilnehmen werde: „Das hängt ganz von den Kosten ab und auch, ob wir genügend Raum für unsere Präsentationen bekommen werden“, sagte er.

Zeigen wolle Ústí in Hannover, so Knotek, vor allem seine „touristischen Sehenswürdigkeiten“. Vielleicht sollte sie ja dann Teile der Mauer von Ústí mit nach Hannover bringen. Sicher hat die Stadt in ihrer 750-jährigen Geschichte noch nie so viele Besucher aus dem In- und Ausland gehabt wie im vergangenen Herbst, als das gelbe, 1,80 Meter hohe und 60 Meter lange Bauwerk in der dortigen Maticni-Straße prangte.

Aber auch kulturell hat Ústí einiges zu bieten: Man erwägt durchaus, ein Roma-Orchester nach Hannover zu entsenden. Vielleicht könnte das ja Karel Gott begleiten. Etwa zu „Lustig ist das Zigeunerleben“ oder „Auf der Mauer, auf der Mauer, sitzt ’ne kleine Wanze“. ub