Felix Quälix gewinnt das Treffen der harten Hunde

Beim 3:1 gegen 1860 landen Magaths Frankfurter den dritten Sieg in Folge

Frankfurt (taz) – „Das Leben ist härter als der Fußball“, sagt Felix Magath. Jetzt bekam er Besuch von einem, der diesen Satz auch jederzeit bedingungslos unterschreiben würde. Fast schien es am späten Samstagnachmittag, als hätte der DFB in den Katakomben des Frankfurter Waldstadions eine Fachtagung der Bundesligatrainer, Typus „harter Hund“, angesetzt. Als Teilnehmer waren erschienen: Felix Magath und Werner Lorant. Vor dem Plausch hatten sie ihre Teams gegeneinander kicken lassen: Magaths wiedererstarkte Frankfurter Eintracht fertigte 1860 München locker mit 3:1 ab und ist in dieser Verfassung eher Kandidat für den Uefa-Cup als für den Abstieg.

„Quälix“ nennen die Eintracht-Spieler inzwischen ihren Coach. Der trimmt die ewige Diva nun seit knapp sechs Wochen und hat inzwischen ganz erstaunliche Dinge bewirkt. Kannten sie vor ein paar Wochen einen Bundesligaspieler namens Marco Gebhardt? Der war in Frankfurt über Jahre hinweg der Prototyp eines Ergänzungsspielers. Mal spielte er, dann saß er wieder für Wochen auf der Tribüne. Doch seit Magath den Linksfuß unter seinen Fittichen hat, hat dessen Karriere einen steilen Aufstieg genommen. Heute ist er der Prototyp für die neue Eintracht – kampf- und laufstark, spielt er schnörkellos schnell und direkt nach vorne. Unwiderstehliche Flankenläufe, gespickt mit technischen Finessen, die man in Frankfurt seit den seligen Tagen eines Jay Jay Okocha nicht mehr gesehen hat, kann der geneigte Fan seitdem bestaunen. Zwei davon gab Gebhardt am Samstag gegen die Münchner Löwen zum Besten: Horst Heldt und Bachirou Salou hießen die Torschützen. Doch Magath sagt nur trocken: „Marco Gebhardt ist ein Spieler, der nach vorne seine Stärken hat. Er ist fit und voller Selbstvertrauen.“

Keine Frage: Magaths Arbeit trägt in Frankfurt schon nach kurzer Zeit Früchte. Wie ausgewechselt präsentierte sich das Team in den letzten drei Spielen. Siegen gegen Freiburg und Duisburg folgte nun der rundherum überzeugende Erfolg über die Sechziger. Selbst Horst Heldt, nicht eben für seine Physis bekannt, schwärmt: „Ich habe mich schon lange nicht so fit gefühlt.“ Der Ex-Löwe, unter Jörg Berger schon als Fehleinkauf abgestempelt, hat sich inzwischen zur zentralen Figur im Eintrachtspiel aufgeschwungen. Gegen die alten Kollegen lieferte Heldt eine überragende Partie – symptomatisch eine Szene Mitte der zweiten Hälfte: Heldt attackierte sein Alter Ego bei den Sechzigern, Thomas Häßler, weit in der eigenen Hälfte. Bis zum eigenen Strafraum trieb er ihn zurück – Häßler spielte den Ball schließlich entnervt zu Torhüter Hoffmann.

Werner Lorant war nach dem Spiel ganz in seinem Element: „Meine Mannschaft war in der Anfangsphase noch im Tiefschlaf im Hotel“, lederte er gewohnt derb seine Spieler ab. Alexander Kutschera, noch so ein verstoßener Ex-Löwe, hatte bereits nach fünf Minuten die Frankfurter Führung besorgt. Kurz darauf durfte Heldt nachlegen. „Wir haben heute in der Anfangsphase um Gegentore gebettelt und sie auch bekommen“, kommentierte Lorant die Treffer.

Unter Berger verlor die Eintracht reihenweise Spiele durch ein entscheidendes, meist äußerst dämliches Gegentor. Am Samstag gab es wieder so eines: Torsten Kracht und Torhüter Dirk Heinen standen sich im Weg, und Markus Schroth staubte ab. Früher wäre die Partie damit entschieden gewesen, obwohl sich das Team auch damals nicht hätte aus dem Konzept bringen lassen – es gab nämlich gar keines. Bei Magath ist das anders. Man spielt weiter einfach, schnell und direkt nach vorne, in der Defensive wird aggressives Pressing praktiziert – von den Stümern Bachirou Salou und Thomas Reichenberger bereits in vorderster Linie. Salou köpfte schließlich das entscheidende 3:1 – sein erster Treffer nach fünf Monaten. „Gott sei dank ist es uns gelungen, noch das dritte Tor nachzulegen“, meinte Magath hernach. Die Eintracht ist wieder im Fußballhimmel angekommen.

Klaus Teichmann