Riffe und Pumpen gegen rotierenden Sand

■ Viele neue Ideen zur Rettung der von Sturmfluten bedrohten Sylter Strände

Lässt sich der ständig um die halbe Insel Sylt rotierende Sand überhaupt am Ufer festhalten? Und wenn ja, wie ginge das am besten und billigsten? Mit Entwässerungsrohren unter dem Strand beispielsweise oder mit künstlichen Riffen?

Diese und ähnliche Fragen werden im Norden jetzt wieder nach der jüngsten Serie heftiger Orkane gestellt angesichts der Tatsache, dass zur Rettung der Insel der „Schönen und Reichen“ jährlich Hunderttausende Kubikmeter Strandsand dem ufernahen Meer entrungen werden müssen. Die Sandvorspülungen sind aber zweifelsfrei notwendiger Küstenschutz, denn Sylt ist ein wichtiger Vorposten des ebenfalls bedrohten Festlandes. Und das kostet die öffentliche Hand Millionenbeträge.

Mit ihrem „Beach-Management-System“ (BMS) meinen nun die Dänen das „Ei des Kolumbus“ entdeckt zu haben: Die aufwendige Strand-Drainage, entwickelt vom Geotechnischen Institut in Kopenhagen, wird erstmals am Kaersgaard-Strand bei Hirtshals in Nordjütland eingesetzt. Bei dieser Methode wird ein Energie fressendes Pumpensys-tem installiert, das die nassen unteren Sandschichten entwässert. So können sich die feinen Sände ver- festigen. Wenn dann harte Wellen auf den Strand treffen, ist der gesetzte Sand weniger abtriebanfällig.

Doch die Drainage „ist teuer und kann nur lokal begrenzt geschaffen werden, allenfalls als unterstützende Maßnahme der Sandaufspülungen“, sagt Küstenschutz-Forscher Sören Kohlhase von der Universität Rostock. Insgesamt gesehen könne ein Rohr- und Abpumpsys-tem nur dann Vorteile haben, wenn es billiger als Aufspülungen sei. Wegen der wenigen dänischen Angaben sei beispielsweise damit zu rechnen, dass rund 350.000 Kubikmeter Wasser herausgepumpt werden müssen, damit etwa 25.000 Kubikmeter Sand liegen bleiben.

Demgegenüber setzt der Hörnumer Hobby-Küstenschützer Werner Matthiesen auf künstliche Riffe, die an den beiden Inselenden versenkt werden sollen. Diese – so nimmt Matthiesen an – könnten dauerhaft das Verdriften des Sylter Sandes mildern und zur stabileren Sedimentbildung beitragen. Hofft er. Friedhelm Caspari