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TUI-Reisebüro im Internet

Preussag will in der Hauptsparte Touristik 20 Prozent des Umsatzes via Netz abwickeln. 1999 erneut Rekordgewinn ■ Von Jürgen Voges

Hannover (taz) – Die hannoversche Preussag AG will sich durch die Gründung einen eige- nen Industrie-Aktiengesellschaft gänzlich in ein Dienstleistungsunternehmen verwandeln. Bei der Vorstellung der Bilanz des einstigen Rohstoffunternehmens, das inzwischen Europas größter Touristikkonzern ist, konnte der Vorstandsvorsitzende Michael Frenzel gestern in Hannover nicht nur mit einem erneuten Rekordgewinn aufwarten. Obendrein kündigte er die Zusammenfassung der Konzernbereiche Energie/Grundstoffe und Gebäudetechnik in einer eigenen Preussag-Industrie-Aktiengesellschaft an.

In seiner Hauptsparte Touristik setzt Europas Marktführer verstärkt auf Buchungen über das Internet. Das allerdings dürfte automatisch zu Lasten der hauseigenen und der Vertragsreisebüros gehen. Dennoch will der Konzern schon bald zwischen 15 und 20 Prozent seines Geschäftes mit den Reisen über das Internet abwickeln. Seit heute hat der zu Preussag gehörende Reiseveranstalter TUI eine neue Web-Site, die den Kunden ohne den Weg ins Reisebüro Zugang zu allen Buchungssystemen des Touristikunternehmens verschafft. „Im Prinzip werden wir unsere Buchungsmaschinen 24 Stunden online ins Netz stellen“, sagte Vorstandschef Frenzel gestern. Bis zum Sommer sollen die Kunden via Internet nicht nur Zugriff auf Pauschalreisen und Flüge, sondern auch auf alle übrigen Bausteine des Programms haben. Frenzel rechnet damit, dass in den kommenden zwei Jahren etwa 20 Prozent des Geschäfts, das heute die eigenen und die Vertragsreisebüros der TUI abgewickeln, auf das Internet „umgelenkt werden“. Zum Trost dürfen lokale Reisebüros sich jetzt kostenlos mit eigenen Seiten im TUI-Internetangebot präsentieren. Für über diese Seiten abgewickelte Buchungen würden „die Provisionen beim Reisebüro laufen“, versprach der Preussag-Vorstandschef. Gleichzeitig betonte er allerdings, dass man sich beim Internetverkauf „nicht mit Rücksicht auf eigenen Vertragsgeschäfte zurückhalten darf“. In diesem Markt wolle sich die Preussag offensiv nach vorne bewegen.

Die neue Preussag-Industrie soll die gesamte alte Preussag umfassen, die einst nur durch kräftig emittierenden Bleihütten Schlagzeilen machte. Die Industrie AG wird voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres gegründet. Im Jahr 2002 wolle man „bis zu 49 Prozent der Aktien der Gesellschaft an der Börse platzieren“, sagte Frenzel. Den Börsengang mit dieser Minderheitsbeteiligung bezeichnete er als „ersten Schritt“. Über weitere Schritte, also die gänzliche Trennung von der Industriesparte, denke man „im Moment nicht nach“. Das Unternehmen will durch den Börsengang den hohen Schuldenberg abbauen, den der Zukauf immer neuer Reiseveranstalter hinterlassen hat.

Nach einem Rekordgewinn im Jahr 1998/99 erwartet die Preussag AG auch im laufenden Geschäftsjahr wieder einen zweistelligen Ertragszuwachs. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres habe der Konzern „eine außerordentlich gute Entwicklung über Plan“ zu verzeichnen, sagte Finanzvorstand Rainer Feuerhake. Im Ende September abgelaufenen letzten Geschäftsjahr erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 32,3 Milliarden Mark einen Gewinn vor Steuern von 1,2 Milliarden Mark. Zum Vor-Steuer-Ergebnis trugen die Sparte Touristik 600 Millionen, die Transportsparte „Logistik“ 271 Millionen und die beiden Industriebereiche Energie und Gebäudetechnik 252 bzw. 180 Millionen Mark bei. Den Überschuss nach Steuern konnte das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent von 590 auf 676 Millionen Mark steigern.

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