Atom-Mafia ■  Wer sagt, dass sich Atomkraft rechnet?

Das vorletzte Glied in der endlosen Kette von Skandalen um die WAA Windscale-Sellafield kam durch einen dummen Zufall ans Licht: Nur weil die Fälscher mit ihrer Atom-Lieferung nach Japan identische Prüfprotokolle beilegten, wurden man dort stutzig. Das hätte in Bremens Hinterhof nicht passieren können: Bei „nur“ einem Brennelement mit gefälschten Dokumenten gab es kein Vergleichsobjekt. Deshalb sind auch alle Prüfungen, die von hier nach der Warnung durch die britischen Behörden vorgenmommen wurden, vegebens: Egal ob Siemens oder der TÜV – niemand kann „echten“ Daten ansehen, dass sie für das falsche Brennelement erhoben wurden. Deshalb kann auch niemand sagen, ob das „richtige“ überhaupt überprüft wurde.

Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass die Atom-Mafia nicht kontrollierbar ist: Hier ist er. Der PreußenElektra muss man nicht unterstellen, dass sie absichtlich im CDU-Stil aufklärt. Gerade ihr frustiertes Bemühen um Klärung beweist, dass von Sicherheit im Zusammenhang mit Kernkraftwerken keine Rede sein kann. Hätte nicht späte Reue einen faulen Techniker zum Geständnis getrieben, würde im AKW Unterweser alles weiter gehen wie bisher. Unter anderem, weil das niedersächsische Umweltministerium Dokumentationsmängel bagatellisierte, statt die Brennelemente sofort neu prüfen zu lassen. Zugegeben, das wäre ein teurer Spaß gewesen. Aber wer hat eigentlich gesagt, dass sich Atomkraft rechnet? Jan Kahlcke