Unter Schafen

Uraufführung: Christoph Kalkowski zeigt „Zooemission“ im Foyer der Kammerspiele

Das Schaf ist vorgestern ein wenig zu lange aufgeblieben. Man sah es gegen 21 Uhr im Garten der Kammerspiele, scheinbar ganz vergnügt auf einem Grashalm kauen. Mampf, mampf, mampf. Weich und wuschelig sah es aus, aber als Bruno der Braunbär dazutrat, war schnell klar, dass die Idylle nur gespielt war. Bruno trank ziemlich viel Wodka, was aber zur Hebung der Laune nichts beizutragen vermochte. Nicht viel später erfuhr das Publikum dann auch, dass sich der depressive Bär das Leben genommen hat. Ist verdammt hart, das Showbiz.

Der Zoo Sindelfingen ist heruntergekommen, hat keine Besucher und entsprechend keine müde Fischmehlflocke mehr. Ganz zu schweigen von etwas Frischfleisch. Da trifft es sich, dass ein amerikanischer Zoo-Fachjournalist mit toten Mäusen in der Tasche vorbeikommt, der nicht nur die Direktorin flachlegen will, sondern den schon seit einiger Zeit vergeblich auf Eventkultur setzenden Zoo Sindelfingen an die Börse bringen will. Aber wie so oft im Leben hat er nicht an die Flugratten gedacht.

„Zooemission“ heißt das kleine, wunderbare Stück für vier Darsteller, viele Tierpuppen und einen Geräuschemacher (Peter Klinkenberg), das Melanie Sowa, Alexandra und Eva Kaufmann, Thomas Gerber, David Gieselmann (Text) und Christoph Kalkowski unter der Regie Kalkowskis am Dienstag im Foyer der Kammerspiele uraufführten. Das Theater Kasoka hat ihnen unter anderem eine schleimige Schlange, eine schlafsüchtige Echse und den ziemlich gerupften Dr. Adler zu Alzhausen gefertigt. Lebendig werden sie an den Armen der Darsteller, die nicht hinter ihnen verschwinden, sondern stets mit erfrischend unkomplizierter Schizophrenie Personen und Tiere zugleich spielen. Da kriegen die exig vögelnden Flugratten schon mal einen übergebraten, auch wenn’s an den eigenen Händen geschieht.

„Zooemission“ ist am schönsten da, wo das Stück nichts will. Wo der Zuschauer dem Charme hypnotisierender Anacondas oder Cancan tanzender Schafe erliegen darf. In den Momenten ohne Tiere verliert die Inszenierung schnell an Witz und Tempo – das Erklären der Börse oder die viel zu lang geratenen Szenen der Eventkultur- und Medienpersiflage wirken bemüht und unglücklich zerdehnt. Wenn man sich aber auf die verliebten Nacktschnecken und die Revolution der Tiere konzentriert, bietet das Stück, was der Zoo verkaufen will: Mehrwert Freude.Christiane Kühl

Nächste Vorstellungen: 9., 12. und 16. März. Kammerspiele, Schumannstr. 13 a