Deutschland, deine Reportermagazine

Der Respekt und die Bewunderung für den New Yorker sind Legion. Und natürlich ist jeder Verlag neidisch auf das publizistische Metropolenflaggschiff, das trotz respektabler Auflage und guter Anzeigenbuchungen jedes Jahr Millionenverluste einfährt. Was gäbe man nicht für Reputation samt Tradition mit all ihren Schnurren und Pulitzerpreisträgern?

In Deutschland hatte TransAtlantik den weitesten Sprung nach vorn gewagt. Unter seinen Gründungsherausgebern Hans Magnus Enzensberger und dem Salvador-Allende-Ziehsohn Gaston Salvatore orientierte sich das intellektuell um Niveau ringende Kulturmagazine hübsch bescheiden zunächst an der hierzulande etablierten Form der Vierteljahreszeitschrift. Bis 1989 der Spiegel zugriff, TransAtlantik seinem Verlag einverleibte und Anfang 1990 zum Monatsmagazin aufrüstete. 1991 stoppten die Ökonomen die Literaten – und im März war Schluss.

So ganz hat das Projekt den Spiegel aber nicht in Ruhe gelassen, der deutsche New Yorker sollte schon aus Hamburg kommen, auch wenn das mit der Metropole so eine Sache war. Unter dem früheren Max-Chef Andreas Wrede werkelte seit Ende 1998 eine Entwicklungsredaktion an etwas mit „Gesellschaft, Politik, Kultur“, das das sieche Spiegel Special ersetzen sollte. Nach einem Jahr lag dann etwas anderes an den Kiosken: Spiegel-reporter, ein anhaltend bemühter Wurf rund um die angebliche Königsdisziplin des Journalismus, die Reportage.

Das Einzige, was mit dem New Yorker Verwandtschaft stiftet, ist die Selbstreferenz der Macher. Der Rest liest sich wie ein B-Spiegel, kein Wunder, dass sich bei der Mutterredaktion die Begeisterung in Grenzen hält.

Und dann war da noch die Bunte-Legende Franz Josef Wagner (heute B.Z.-Chef), der 1997 für den Burda-Verlag ein echtes Magazin für die neu-alte Hauptstadt Berlin entwickelt hatte. In der Nullnummer schrieb Karl Lagerfeld über Nadja Auermann. Die Russenmafia und die Auferstehung von Hertha BSC fanden Platz – nur Die Neue Berliner nie die Zustimmung der Markttester. „Die Strahlkraft Berlins wird sich beweisen müssen“, hieß es weitsichtig. Was nur beweist, dass Berlin noch nicht wieder Metropole ist.