: Frauen, Drogen,Bier und Totschlag
Begrabt mein Hirn in Arizona: Die Supersuckers spielen im Knaack
Letzte Nachrichten von der Schweinerock-Control: Die Gitarre ist nicht ausgestorben. Ansonsten sieht es nicht so gut aus: Hirnlose Musik mit hirnlosen Texten für hirnlose Männer hat es gerade echt irgendwie ziemlich schwer, Mann, ist wirklich wahr. Aber es gibt ja noch die Supersuckers: Cowboyhüte auf'm Kopf, Verstärker aufgedreht und Trommler kurz vorm Herzinfarkt.
Die Supersuckers aber haben das vergangene Jahrzehnt tapfer in Seattle durchgehalten, auch wenn man zwischenzeitlich nichts mehr von ihnen gehört hat. Bassist und Sänger Eddie Daly hat sogar sein dämliches Pseudonym Eddie Spaghetti behalten. Und sagt weiter Sachen wie: „Bei den Supersuckers geht es darum, Dinge zu tun, die man besser nicht tun sollte, Sachen zu sagen, die man besser nicht sagen sollte, und prinzipiell sollte man so oft wie möglich völlig falsch liegen.“
Die Sorte Rock 'n' Roll, die sie dazu spielen, ist eher so eine Art Unkraut, das allein schon aus Trotz immer kratziger und stachliger wird. Die neue Platte heißt denn auch „The Evil Powers of Rock 'n' Roll“, als hätte ihnen noch niemand erzählt, dass allein mit sechs Saiten auf dem Instrument und drei Litern Bier intus die Revolution nicht loszutreten ist. Nach einer Country-Platte vor vier Jahren sind sie nun wieder endgültig zum Uffta-Uffta-Rock zurückgekehrt. Eine Symbiose, wie sie dereinst Jason & the Scorchers gelang, haben sie nicht mehr im Sinn.
„Würdet ihr sagen, dass eure Songs sich hauptsächlich um Frauen, Drogen und Totschlag drehen?“, fragt jemand auf der Platte. Die Antwort ist ein kurzes „Yep“. Die Texte offenbaren tatsächlich vor allem ein wundervoll einfach gebautes Weltbild: „I didn't work and you quit school/Everything was so fantastic“. Irgendwie ja auch passend für eine Band, die seit gemeinsamen High-School-Tagen in Arizona zusammen ist. „Wir machen uns nicht so viele Gedanken über die Dinge, die wir machen“, sagt Gitarrist Ron Heathman, „das ist doch gut.“ Bei der Sorte Musik, die die Supersuckers machen, ist da was dran: Man sollte am besten nicht lange darüber nachdenken, warum man es doch klasse findet.
Eins allerdings ist ungerecht: Andere sind auch dumm wie Brot, aber verdienen damit einen Arsch voll Kohle, nur weil sie Axl Rose heißen. „Wir hätten nichts dagegen, gigantische Rockstars zu werden“, meint Heathman. Aber selbst wenn die Zeit für solche Dinosaurier noch nicht abgelaufen ist: Viel mehr als bratzende Gitarren haben die Supersuckers nicht anzubieten. „Wir sind nicht Bad Religion, wir predigen nicht“, sagt Heathman: „Nimm dir einfach ein Bier und hab deinen Spaß“. Wenn man ehrlich ist, ging es allerdings ja auch bei Bad Religion nie um was anderes. Thomas Winkler
Mit Groop Dogdrill. Sonntag, 21 Uhr, Knaack, Greifswalder Straße 224
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