Soundcheck

Gehört: Bryan Ferry im CCH. Das mutete schon alles etwas eigenwillig an, am Dienstag im Congress-Centrum: Im Foyer räumt gerade der 41. Pneumologie-Kongress das Buffet ab, während sich zum Konzert von Bryan Ferry ein goldrandbebrilltes, in weiten Teilen ergrautes Publikum gemächlich über die Rolltreppen in den telekomfarbenen Saal 2 des CCH bewegt. Das allerdings passt: Smells like Schulaula und sieht auch genauso aus. Und ist erst mal auch genauso langweilig.

Im etwa halbstündigen Vorprogramm von Bryan Ferry gibt „Evelyn aus Holland“, wie sich selbst vorstellt, einige sehr, sehr langweilige Stücke aus ihrem gerade erschienenen ersten Album („das heißt auch Evelyn“) zum Besten. Vermutlich hegt sie den heimlichen Wunsch, in einem späteren Leben als Suzanne Vega wieder geboren zu werden, aber dafür sieht es, ehrlich gesagt, ziemlich finster aus. Gegen 21 Uhr dann betritt die 12-köpfige Band die Bühne. Eine weitere Viertelstunde später ist von dem alten Popper immer noch nichts zu sehen. Dann endlich läuft er winkend auf die Bühne, freut sich sichtlich und das Publikum um so mehr.

In seiner Forever young-Konsens-Nappaleder-Jeans und dem Jackett sieht er aus wie der Rest des anwesenden Lehrer-Kollegiums und von Reihe 20 aus gesehen, lässt sich durchaus in den blumigsten Farben ausmalen, wie Bryan Ferry bei einem Udo Jürgens-Lookalike-Contest gnadenlos abräumt. Aber das ist irgendwie in Ordnung.

Seine neue Platte (mit Coverversionen von Stücken aus den 30er Jahren) hat er as time goes by betitelt, als sei ihm das gerade erst aufgefallen. Aber auch das macht nichts. Das Publikum freut sich, dass er so viele alte Roxy Music-Stücke spielt und sich stellenweise beinahe rührend auf der Bühne bewegt. Häufig tanzt er im Dunkeln ohne Mikrofon am Bühnenrand entlang, und wirkt dabei wie ein Fan, der sich als einziger traut, direkt vor der Band zu tanzen während alle anderen drei Meter Abstand halten und nur ein bisschen mit den Armen schlenkern. Schwer vorstellbar, dass es so einen wirklich glücklich macht, vor einem sitzenden Publikum zu spielen, das statt vor Begeisterung aufzuspringen sich nur ständig seltsam ruckartig nach vorne bewegt.

Letztendlich bedarf es dann aber doch nur einer einzigen auffordernden Handbewegung Ferrys, und alle (wirklich alle und vor allem alle auf einmal) springen bei „Let's stick together“ von ihren Plätzen. Die zuvor sehr kontrollierte Band beginnt zu tanzen, die Fans verlassen die Stuhlreihen und drängen in die Gänge.

Nach zwei weiteren Zugaben, „Love is the drug“ und „Do the strand“, sind alle glücklich. Ferry ultra. Meike Fries