90 Prozent für das Auto

Wirtschaftsinstitut durchleuchtet das Konsumverhalten der privaten Haushalte

Berlin (taz) – Gut zwei Billionen Mark geben die Haushalte in Deutschland jedes Jahr aus, so das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) gestern in Berlin. Die Forscher staunten dabei vor allem über die Verteilung der Ausgaben: Der mit 436 Milliarden oder 21,3 Prozent größte Brocken, die Wohnungsvermietung, überrascht noch am wenigsten. Dass der Verkehr an dritter Stelle kommt, schon eher. 15 Prozent ihrer Ausgaben, 312 Milliarden Mark im Jahr gaben die Deutschen 1998 für die Mobilität aus. Falls bei Bahnbewunderern jetzt Freude über den großen Markt aufkommt – lasst stecken, Leute: Fast 90 Prozent dieses Brockens entfallen „auf den Erwerb und den Vertrieb von Personenkraftwagen“, so das DIW.

Das Auto rangierte bei den Ausgaben damit nur knapp hinter dem Posten Nahrung/Tabak (383 Milliarden Mark) an dritter Stelle der Rangliste. Bildung/Unterhaltung/Freizeit mit 204 Milliarden, Bekleidung (136 Milliarden) oder gar Gesundheits-/Körperpflege mit schlappen 120 Milliarden sind dann schon weit abgeschlagen.

In den letzten Jahren ist auch die Zahl der erstmals mit einem Auto motorisieren Haushalte weiter gestiegen. 1998 verfügten 76 Prozent der westdeutschen Haushalte über mindestens einen Pkw, der Osten hatte schon auf 71 Prozent aufgeschlossen. Und knapp ein Fünftel aller deutschen Haushalte hat schon ein Zweit- oder Drittfahrzeug.

Seit 1970 stieg der Anteil der Verkehrs- an den Gesamtausgaben der 36,7 Millionen Haushalte von 12,7 auf 15,2 Prozent. Am Trend wird nach Meinung der DIW-Forscher auch die Benzinverteuerung durch die Öksteuer nichts ausrichten. Höchstens werde sich die Bereitschaft erhöhen, Wagen mit geringerem Spritverbrauch zu kaufen. rem