Belastete Paprika weiter in deutschen Regalen

Europaweit Warnung vor spanischer Paprika wegen Insektizidbelastung

Berlin (taz) – Spanische Paprikas, die mit dem Pflanzenschutzmittel Methamidophos belastet sind, können für deutsche Verbraucher nicht gefährlich werden. Dies sagt zumindest Thomas Schlicht, Sprecher des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz (BgVV). In anderen EU-Staaten sind die Paprikas allerdings schon längst aus den Lebensmittelregalen geräumt – „zu stark belastet“ hieß es in einer europaweiten Schnellwarnung der EU-Kommission, die an die Mitgliedsstaaten ging.

Die Paprikas aus Spanien überschritten bei Stichproben den EU-Grenzwert von 0,01 mg Methamidophos pro Kilo um das Hundertfache. In Deutschland gilt aber noch der alte Grenzwert von 1,0 mg des Insektizids pro Kilo, obwohl die EU-Richtlinie schon im August vergangenen Jahres hätte umgesetzt werden sollen.

„Wir bedauern sehr, dass Deutschland so im Verzug ist“, sagt Mareke Kortmann vom Europäischen Verbraucherzentrum Kiel. Die baden-württembergische Ministerin für den Ländlichen Raum, Gerdi Staiblin, hatte die Bundesregierung nach Bekanntwerden der erhöhten Pestizidbelastung vor vier Wochen gemahnt, die Richtlinie umzusetzen – bisher geschah jedoch nichts. Staiblin befürchtet, dass spanische Paprika nun vermehrt nach Deutschland eingeführt wird, da sie in den Nachbarstaaten nicht mehr verkauft werden darf.

Bei dem Stoff Methamidophos handelt es sich um ein hochwirksames Insektizid, das unter anderen auch die Firma Bayer herstellt. Es wird bei vielen Nutzpflanzen zur Bekämpfung der „Weißen Fliege“ angewendet. Das Insektizid ist in Reinform hochgiftig für Tiere, Vögel und Bienen. In hohen Dosen kann es auch für Menschen, besonders Kinder, giftig sein.

Während die Verbraucherzentralen in Deutschland empfehlen, auf Paprika zu verzichten, bis weitere Ergebnisse der Lebensmittelkontrollbehörden vorliegen, rät Schlicht vom BgVV lediglich, das Gemüse sorgfältig abzuwaschen.

Katja Trippel