Gutbürgerliches Regional-TV für ältere Zuschauer

Der SFB-Lokalsender B 1 darf sich über regen Zuspruch beim Publikum freuen. Zumindest gucken mehr hin als bei der privaten Konkurrenz. Doch jüngere Zuschauer sind wenig begeistert vom Programmablauf. Die Sendedirektorin kündigt zwar Reformen an, aber nur in kleinen Schritten

„Wir kommen bestens an“, freute sich gestern die SFB-Sendedirektorin Barbara Groth. Stützen durfte sie sich dabei auf eine Umfrage des Monheimer Instituts, das auch für das ZDF Imageanalysen erstellt. Das Institut hatte Berliner zum Regionalsender B 1 befragt. Immerhin an die 290.000 Zuschauer schalten im Tagesdurchschnitt zu, die „Abendschau“ kann sogar 390.000 Berliner vor den Fernseher locken. Der private Lokalkonkurrent TV Berlin kommt mit seinem Pendant „Berlin Aktuell“ auf gerade mal 10.000 Zuschauer. Allerdings sieht B 1 im Vergleich zu erfolgreichen dritten ARD-Programmen wie Nord 3 oder West 3 ähnlich alt aus.

Die Monheimer Kommunikationsforscher sollten herausfinden, was die Berliner an B 1 eigentlich schätzen. Ergebnis: B 1 ist „nicht wie Sushi, sondern wie gutbürgerliche Küche“, die Lokalinformationen und Ausgehtipps serviert.

Mit seinen Spezialsendungen wird er als die Stimme des Berliner Volkes gesehen, „die kuckt, was die da oben machen“. Insgesamt wird B 1 ein eher „ruhiges Temperament“ bescheinigt, passend zu den hauptsächlich älteren Zuschauern.

Kritik war bei der Vorstellung der Verbesserungsvorschläge nicht angesagt. Wünsche jüngerer Zuschauer, die ein moderneres, flexibleres Programm mit breiterer Themenauswahl fordern, kontert Groth mit der Wettervorhersage, die „locker und peppig“ präsentiert werde. Den Rest soll unter anderem eine „Kopplung“ mit dem Musikkanal Viva erledigen. Doch dem Reformeifer ist die Bremse gleich eingebaut: „Wir wollen dynamischer werden, ohne unsere Seriosität zu verlieren. Aber höchstens in kleinen Schritten.“

VERENA DAUERER