Burundi in Angst

Friedensverhandlungen unter Leitung Nelson Mandelas vor dem Scheitern. Tutsi wie Hutu gegen Versöhnung

BUJUMBURA taz ■ Die neuen Friedensgespräche für Burundi unter Leitung von Südafrikas Expräsident Nelson Mandela drohen zwei Wochen nach ihrem Beginn zu scheitern. Schwerbewaffnete Soldaten lösten vor wenigen Tagen in Burundis Hauptstadt Bujumbura eine lautstarke Demonstration extremistischer Tutsi-Parteien gegen die Gespräche auf. Die Demonstranten warfen Präsident Pierre Buyoya, ebenfalls Tutsi, den „Ausverkauf“ des Landes an die Hutu-Bevölkerungsmehrheit vor. In Burundi kämpfen Hutu-Rebellen gegen die von der Tutsi-dominierten Armee beherrschte Regierung; der Krieg hat seit 1993 über 200.000 Tote gefordert.

Das Misstrauen zwischen Hutu und Tutsi ist ungebrochen groß: Aus Hutu-Sicht sind die Tutsi Mörder; aus Tutsi-Sicht sind die Hutu Verräter und Umstürzler. So kommen auch die Friedensgespräche, die am 21. Februar in Arusha im Nachbarland Tansania wieder aufgenommen wurden, nicht von der Stelle. Acht der 19 vertretenen politischen Parteien, vor allem kleine Tutsi-Gruppen, haben bereits mit einem Ausstieg aus den Verhandlungen gedroht, weil sie einen Vertragsentwurf ablehnen, der die traditionelle Domination des Staatsapparates durch die Tutsi-Minderheit als Hauptursache des Konfliktes nennt.

Die Hutu-Rebellen boykottieren die Gespräche sowieso. Sie verlangen einen Waffenstillstand, bevor sie bereit sind, mit der Regierung zu verhandeln, und haben zugleich in letzter Zeit ihre Angriffe auf die Armee verstärkt.

In Burundis Hauptstadt Bujumbura herrscht daher ein Klima der Angst. Das geringste Gerücht genügt, um die Straßen zu leeren, denn die Armee nützt jeden angeblichen Rebellenangriff für Racheakte gegen die Hutu-Zivilbevölkerung. Die Landbevölkerung wiederum ist zwischen den Fronten gefangen und wird immer wieder Opfer der einen oder anderen Kriegspartei, die ihr vorwirft, die Gegenseite zu unterstützen. Im Umland von Bujumbura leben jetzt 300.000 Hutu-Bauern zwangsweise in Lagern, die die Armee zur besseren Kontrolle der Bevölkerung eingerichtet hat. Die Regierung sagte zwar im Januar zu, die Lager wieder aufzulösen, aber bisher ist dies nur in zwei Fällen geschehen. LEVI OCHIENG