DaimlerChrysler liebäugelt mit Mitsubishi

Der deutsch-amerikanische Autoriese will seine Asien-Präsenz stärken. Lkw-Sparte soll ausgebaut werden

TOKIO taz ■ In Japan spekuliert die Autowelt über einen Schachzug des deutsch-amerikanischen Riesen DaimlerChrysler. Diesmal soll Daimler-Chef Jürgen Schrempp das Auge auf den notleidenden Autobauer Mitsubishi Motors (MMC) geworfen haben. Die angesehene Wirtschaftszeitung Nikkei Shimbun berichtete gestern, dass DaimlerChrysler mit MMC über eine Kapitalbeteiligung zwischen 20 und 30 Prozent verhandle. Für eine solche Allianz müsste Schrempp rund 1,12 Milliarden Dollar auswerfen. Allerdings passt nur die Lkw-Sparte von Mitsubishi ins Portefeuille von DaimlerChrysler. Doch gerade in diesem Bereich hat der japanische Autobauer mit Volvo eine Allianz geschlossen.

Klar ist, dass Verhandlungen zwischen DaimlerChrysler und MMC schon weit fortgeschritten sind. Klar ist auch, dass sich Schrempp nicht zufrieden geben wird mit einer Minderheitsbeteiligung von 30 Prozent, außer er erhält dafür ein Zückerchen, das wirklich in die Asien-Strategie seines Konzerns passt. Da ist ein Blick über Japan hinaus auf ganz Asien aufschlussreich. Die DaimlerChrysler-Führung erklärt schon länger, dass die Asien-Präsenz ausgebaut werden müsse.

Schon vor mehr als einem Jahr spekulierte die japanische Presse über eine Allianz zwischen DaimlerChrysler und Nissan. Renault kam dann zuvor, weil die Schuldenlast Nissans vor allem die Chrysler-Leute im neu fusionierten Konzern abschreckte.

Mitsubishi Motors kann eine wettbewerbsstarke, wenn auch verschuldete Lkw-Sparte einbringen. Das ist deshalb attraktiv, weil die Deutsch-Amerikaner ihren Lkw-Bereich stärken wollen. Allerdings steht da eine jüngst geschlossene Allianz mit Volvo im Wege. Im Oktober verkaufte MMC fünf Prozent der Nutzfahrzeugsparte an die Skandinavier. Später sollte Volvo gar ein Fünftel der Aktien übernehmen. Ein Zückerchen für Jürgen Schrempp wäre der Deal dann, wenn mit der Beteiligung an Mitsubishi Motors eine globale Zusammenarbeit mit Volvo im Lkw-Bereich gezimmert werden könnte.

Im Pkw-Segment bringt Mitsubishi Motors außer einem modernen Direkteinspritzungsmotor (GDI) nicht viel mit. Eigentlich stört Mitsubishi eher, wenn man bedenkt, dass DaimlerChrysler auch für den angeschlagenen südkoreanischen Autobauer Daewoo mitbietet. Erhält Schrempp diesen Zuschlag, dann ist DaimlerChrysler mit Kleinwagen fest in den asiatischen und anderen Schwellenländern verankert. Allerdings dürfte diese Übernahme in zweierlei Hinsicht schwierig werden. Erstens ist Daewoo Motors mit einer Verschuldung von 16 Milliarden Dollar ein dringender Sanierungsfall, und zweitens buhlen die zwei US-Giganten Ford und GM sowie der südkoreanische Autokonzern Hyundai ebenfalls um Daewoo. DaimlerChrysler's Chancen stünden in diesem Rennen gut, wenn der Kozern in ein Gemeinschaftsgebot mit Hyundai eintreten und gegen die beiden US-Konkurrenten antreten würde.

Damit würde sich der asiatische Kreis für DaimlerChrysler schließen, weil Hyundai und Mitsubishi Motors schon heute enge Partner in der Motorentechnologie sind. ANDRÉ KUNZ