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Erfolgreiche Impfung gegen Krebs

Mit einer neuen Therapie konnten Göttinger und Berliner Mediziner einen bedeutenden Teilerfolg im Kampf gegen den Krebs erzielen. Doch die endgültige Bewährungsprobe für die neuartige Immuntherapie steht noch bevor

Die Telefone in der Abteilung Nephrologie und Rheumatologie in der Universitätsklinik Göttingen stehen seit Tagen nicht mehr still. Die Meldung, dass es Krebsforschern erstmals gelungen sei, eine Erfolg versprechende Impfung gegen das Nierenzellkarzinom zu entwickeln, lässt viele Krebspatienten wieder hoffen. Auch wenn es noch nicht der „große Durchbruch“ in der Krebsforschung sei, wie der Leiter der Klinikabteilung, Professor Gerhard Anton Müller, erläutert, mit ihren seit 1995 laufenden Experimenten konnten die Göttinger Mediziner jetzt einen bedeutenden Erfolg verkünden.

Insgesamt 30 an Nierenkrebs erkrankte Patienten waren in der letzten Studie eingebunden. Über einen Zeitraum von zwei Jahren erhielten sie regelmäßig alle drei Monate den neuen Impfstoff unter die Haut gespritzt. „Die Lebenserwartung lag für alle Betroffenen vor der Behandlung zwischen sechs und zwölf Monaten“, heißt es in einer Mitteilung der Universität, „heute geht es etwa der Hälfe von ihnen wesentlich besser, bei sechs Patienten sind die Tumore sogar ganz verschunden“. Eine erste Patientin sei bereits seit zwei Jahren tumorfrei.

Behandelt wurden die Patienten mit einem individuell auf sie zugeschnittenen Impfstoff, der durch die Verschmelzung der Tumorzellen und Abwehrzellen eines Spenders hergestellt wurde. Durch die Fusion enstehen Hybridzellen, die zum einen die Tumoreigenschaften des Patienten aufweisen und zum anderen Merkmale des Spenders tragen. Diese fremden Merkmale helfen dann dem Immunsystem des Patienten, die Oberflächeneigenschaften des Tumors als krank zu erkennen und dagegen aktiv vorzugehen.

Mehrere Assistenten musste die Klinik freistellen, um die Fragen der zahlreichen hilfesuchenden Krebspatienten zu beantworten. „Viele Anrufer müssen wir jedoch entäuschen“, berichtet Professor Gerhard Anton Müller, Leiter der Uni-Abteilung, „denn noch stehen wir erst am Anfang.“ Bisher sei es nur eine experimentelle Methode, deren Wirksamkeit in einer Vergleichsstudie mit etablierten Therapieverfahren verglichen werden müsse. Das soll jetzt in dem nächsten Schritt angegangen werden. In einer Studie soll die neue Immuntherapie mit der herkömmlichen Methode, bei der Botenstoffe wie Interleukine und Interferone zur Stimulation des Immunsystems eingesetzt werden, verglichen werden. „Wenn die jetzt vorliegenden Ergebnisse damit bestätigt werden, dann würde ich das als Durchbruch bezeichnen“, sagt Professor Müller noch vorsichtig. Spätestens in zwei Jahren, so hofft er, wird die Studie beendet sein.

Auch nicht bei jedem Krebspatienten kann die Methode angewandt werden. Nur Patienten mit einem Nierenzellkarzinom können in Göttingen behandelt werden. Etwa 10.000 bis 12.000 Neuerkrankungen gebe es jedes Jahr, berichtet Müller. Bei rund 3.000 Patienten kommt es zur Bildung von Metastasen. Um die Impfung durchführen zu können sei es „unbedingt notwendig, frisches Tumor- oder Metastasengewebe sofort nach einer Operation aufzuarbeiten“, heißt es in einer Mitteilung der Universität. Die Impfungen erfolgten, wenn Metastasen vorliegen, die an Größe zunehmen.

Dass diese Immuntherapie auch bei anderen Krebsarten Erfolg versprechend sein kann, das zeigt eine Studie an der Charité in Berlin. Dort wurde die ursprünglich am Max-Planck-Institut für Biologie in Tübingen entwickelte Methode gegen den Schwarzen Hautkrebs eingesetzt. Dort wurde ein ähnlich aufbereiteter Impfstoff an 16 Patienten mit fortgeschrittenem Schwarzen Hautkrebs, bei denen sich ebenfalls bereits in mehreren Körperorganen Metastasen gebildet hatten, ausprobiert. Bei sieben Patienten, so berichten die Ärzte habe die Therapie günstig reagiert. WOLFGANG LÖHR

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