: Krankenhaus klagt über Kostendruck
■ Krankenhäuser suchen nach den Grenzen des medizinisch Machbaren / Die Kosten spielen dabei im Denken der Mediziner eine untergeordnete Rolle / Die Kassen indes wollen nicht alles bezahlen
Der Kostendruck im Gesundheitswesen macht der Medizinischen Hochschule Hannover nach eigenen Angaben zunehmend Probleme bei der Organtransplantation. Seit Beginn 1999 hätten bis zu 15 Transplantationen abgesagt werden müssen, weil auf der Intensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover nicht genügend Betten zur Verfügung standen, sagte Prof. Axel Haverich, Leiter der Klinik für Thorax, Herz- und Gefäßchirurgie. Andere Krankenhäuser hätten sich aus Kostengründen geweigert, Patienten aus der Medizinischen Hochschule aufzunehmen und so Platz für die Transplantationspatienten zu schaffen. „Da muss dringend eine Lösung auf den Tisch“, forderte Haverich.
Im vergangenen Jahr seien an der Medizinischen Hochschule Hannover 54 Patienten Lungen eingesetzt worden. Die Kassen zahlten aber nur für 24 derartige Eingriffe jeweils 56.000 Mark, alle weiteren würden nur mit der Hälfte bezahlt. Tatsächlich schlage aber eine Operation von der Aufnahme des Patienten bis zu seiner Entlassung mit durchschnittlich rund 150.000 Mark zu Buche. Das entstehende Defizit der Medizinischen Hochschule Hannover werde klinikintern ausgeglichen. „Es ist eine erhebliche Zwickmühle, in der wir da stecken.“ Zwar gebe es Verhandlungen mit den Krankenkassen, die Bereitschaft aber, die Anzahl der eingeplanten Operationen zu erhöhen, sei gering.
Eine Entspannung der Situation sei durch das geplante Transplantationszentrum der Medizinischen Hochschule Hannover in Sicht, das in etwa vier Jahren in Betrieb genommen werde soll. Seit der ersten Verpflanzung einer Lunge im Jahr 1988 seien 340 derartige Operationen unternommen worden. Auf der Warteliste der Medizinischen Hochschule stünden rund 100 Patienten aus ganz Deutschland.
dpa
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