Der Verlierer gleitet als Sieger vom Eis

Trotz des 4:6 beim Eishockey-Lokalderby stehen die Capitals in den Play-offs, die Eisbären wohl bald ohne Trainer da

So sehen Abschiede aus. Der schwedische Trainer der Eisbären Kent Forsberg hätte dennoch lächeln können. Seine Mannschaft hatte schließlich eine der besten Saisonleistungen gezeigt und 6:4 bei den Capitals gewonnen.

Doch wenn er sagt: „Die Saison ist für uns vorbei“, klingt das eindeutig. Dieser Mann will weg, keine Frage. Der Schwede sagt, er werde die Relegation spielen, dann weitersehen. Der Sportdirektor der Eisbären, Lorenz Funk, lässt dem Weltmeistertrainer der Schweden 1998 jede Tür offen. „Herr Forsberg überlegt noch.“ So wird wohl bald ein Missverständnis beendet, das vor sechs Wochen begann. Ende Januar hatte Forsberg das Team von Peter John Lee übernommen.

Die Fans machen Forsberg keinen Vorwurf. Ein Eisbären-Anhänger sieht die Schuld an der schlechten Saisonbilanz bei der Vereinsführung, die „die Kreativabteilung verkauft“ habe. Die hätten gedacht, es gehe „einfach so weiter wie letzte Saison“. Von dem vermeintlichen Wundertrainer aus Schweden konnte in so kurzer Zeit keiner viel erwarten. Aber: „Der Forsberg will in Schweden Golf spielen.“

Einen Grund für den Niedergang sieht Lorenz Funk im Defensiverhalten: „Die Torhüterleistungen stimmen nicht“, sagte er. Der EHC konnte zwar fast genauso viele Tore wie die Capitals erzielen, fing sich bis Ende der Saison aber 22 mehr ein. Funk sagt: „Die Messe war ja eh schon früh gesungen.“

„Schande der Liga“, singen die Capital-Fans nun höhnisch. Die Capitals wollen in den Play-offs weit kommen. Die Niederlage gegen den Ortsrivalen offenbarte aber einige Schwächen, besonders die Angriffsreihen vergaben viele Chancen, im Spielaufbau erreicht das Team ebenfalls nicht höchstes DEL-Niveau. Und der wichtige vierte Platz zur Sicherung des Heimrechts wurde verpasst. So fahren die Preußen am Freitag als Sechster zum Viertelfinale nach Krefeld. Dort verloren sie in der Saison bereits zweimal.

Capitals-Coach Michael Komma konnte dank der Play-off-Teilnahme die Niederlage im Berliner Derby ganz gut verschmerzen. „Die Saison geht für uns erst los“, verriet er. So waren dann am Ende fast alle zufrieden. Lorenz Funk sah den Sieg seiner Mannschaft als ein Geschenk an die treuen Fans, die ja „genug gelitten“ hätten. Sie gehen am Ende der Saison „happy nach Hause“.

Ein Gefühl, das Kent Forsberg vorerst noch abgeht. Das Handicap im Sinn, sprach er: „Der Derby-Sieg war ein schöner Abschluss.“

MATHIAS STUHR