Tropenholz
: Bremer Umweltsünden

■ Den Tropenholz-Bänken an der Schlachte fehlt ein gültiges Siegel

Wer durch die Läden schlendert, sieht allenthalben Tropenholz-Produkte aus Plantagen. Auch an der Schlachte gibt es neue Bänke – aus Tropenholz. Die taz sprach mit dem Robin-Wood-Mitarbeiter Peter Gerhardt über Tropenhölzer und Gütesiegel.

taz: Überall stehen jetzt die neuesten Gartenmöbel herum – massenhaft aus Teakholz. Sämtlich mit dem Stempel „Plantagenholz“. Gibt es überhaupt so viele Plantagen auf der Welt?

Peter Gerhardt, Robin-Wood: Teakplantagen gibt es jede Menge. Wir gehen davon aus, dass das meiste Teak, was auf den europäischen Markt kommt, wirklich aus Plantagen von Indonesien und Java stammt.

Ist Teakholz also unbedenklich – wenn es zertifiziert ist?

Das hängt vom Zertifikat ab. Es gibt nur ein wirklich glaubwürdiges – das FSC-Siegel des Forest-Stuartship-Council, des Weltforst-Rates. Das ist eine paritätische Veranstaltung mit Umweltschützern, Arbeitnehmerorganisationen wie Forstarbeiter-Gewerkschaften und der Holzwirtschaft. Von daher ist das FSC-Siegel ein großer Kompromiss, bei dem auch wir Umweltschützer Kröten geschluckt haben. Aber wir meinen, dass es den besten Weg von Forstwirtschaft in die Tropen weist.

Wenn ich meine Traum-Gartenbank aus Tropenholz sehr billig bekommen kann – muss ich da misstrauisch werden?

Nicht mit Zertifikat – wobei die FSC-Möbel nicht zu den allerbilligsten gehören. Man muss aber auch nicht schrecklich viel Geld hinlegen.

Wie sieht's denn aus, wenn „Teak-Plantagenholz“ am Möbel steht? Könnte ich mir damit mein Gewissen erleichtern?

Das Wort „Plantage“ soll wohl eher zum Kauf animieren. Auch Plantagen sind nicht automatisch ökologisch oder sozial verträglich. Das Teak auf Java ist beispielsweise ein Streitpunkt zwischen der Bevölkerung und der staatlichen Forstgesellschaft. Denn wenn dort der tropische Regen kommt, wäscht er die ganze Erde ins Meer und es gibt enorme Erosion.

Umweltschützer verunsichern westliche KäuferInnen immer wieder, indem sie aufdecken, dass schon wieder tropisches Holz aus Wildbeständen eingeschlagen und unter Gütesiegel verkauft wurde. Gibt es Herkunftsländer, in denen dies weniger vorkommt?

Nein. Es gibt aber Länder wie Burma, wo man sagen kann, dass an diesen Möbeln Blut klebt. In den USA gibt es deshalb einen politischen Handelsboykott gegen Burma.

Die neuen Bänke unten an der Schlachte sind aus feinstem Tropenholz. Kambala-Holz aus Ghana; zertifiziert von der ghanaischen Regierung. Ist das eigentlich in Ordnung – wo Bremen doch Agenda 21-Stadt ist?

Nein, absolut nicht. Nachdem für Mitglieder des Klima-Bündnisses lange galt, überhaupt kein Tropenholz zu benutzen, hat sich das seit der FSC-Zertifizierung verändert: Diese Art von Import gilt heute als OK. Holz aus Ghana, bei dem sich das Exportland aber quasi selber das Gütesiegel verpasst, erfüllt überhaupt keine echten Prüf-Kriterien. In Zentral- und Westafrika funktioniert eine seriöse Zertifizierung aus unserer Sicht überhaupt nicht. Im Übrigen sagen wir, dass heimische Hölzer so gut sind wie Tropenholz.

Im Ernst: die Kiefer für die Gartenbank?

Das ist Ansichtssache. Müssen Gartenmöbel unbedingt draußen stehen und hundert Jahre alt werden? Man kann doch auch an gut behandelten Kiefer-Möbeln zehn, zwanzig Jahre Spaß haben. Außerdem gibt es heimische Hölzer wie die Lerche, die Eiche und die Robinie, die sich gut eignen. Ikea zum Beispiel verkauft dieses Jahr nur noch Kiefer und Robinie nachdem wir ihnen letztes Jahr wegen der Teak-Gartenmöbel auf's Dach gestiegen sind. Es heißt, das Holz stammt jetzt aus Regionen, in denen davon mehr geschlagen als aufgeforstet wird. Von Nachhaltigkeit kann also auch hier keine Rede sein.

Fragen: Eva Rhode