Gute Noten für Juristenausbildung an der Universität Bremen

■ Nordverbund: Sonderweg „überzeugend“ / Bremer Juristen haben besseren Ruf, als Scherf glauben will

Justizsenator Henning Scherf drohen die Argumente für eine stärkere Verschulung der bremischen Juristenausbildung auszugehen. Die Evaluierung des Fachbereichs Rechtswissenschaften durch den „Nordverbund“ sind nahezu abgeschlossen. Gerade die bei Scherf auf der Abschussliste stehenden Studieninhalte werden von den auswärtigen Gutachtern gelobt. Das geht aus zwei der taz vorliegenden Vermerken aus dem letzten Jahr hervor, die nach der Begutachtung im Fachbereich erstellt wurden. Anfang März fand zudem eine „Auswertungskonferenz“ der sechs beteiligten Universitäten im Nordverbund (Bremen, Hamburg, Kiel, Oldenburg, Rostock, Greifswald) in Hamburg statt. Auch dort wurde der bremische Sonderweg gelobt.

Hauptunterschied zwischen Bremen und anderen Jura-Ausbildungsorten: Das „Schwerpunktstudium“. In dem stark interdisziplinär ausgerichteten Studium können Studierende sich auf Tätigkeiten vom Wirtschaftsprüfer bis zum Unternehmensberater vorbereiten. Andernorts überwiegt immer noch die Ausbildung zum Richter, obwohl diesen Weg nur noch zwei bis drei Prozent der Absolventen einschlagen.

Die Gutachter zeigten sich „außerordentlich beeindruckt von dem Aufbruchsgeist“ in der Fakultät, es herrsche eine „elektrisierende Atmosphäre“. Der „vorbildliche Diskursstil“ sowie die vorhandene „Problemorientiertheit“ wird als „Frucht“ der Bremen-spezifischen Ausbildung gewertet.

„Die Kommission ist der Meinung, Sie sollten nicht das Gefühl haben, dass Sie jetzt einen Sonderweg beenden müssen“, wird ein Gutachter aus Berlin zitiert. „Die Eigenart der modifizierten Schwerpunkte hat uns im Ansatz überzeugt.“ Ein Gutachter aus Göttingen forderte die Bremer auf, für das Schwerpunktstudium stärker die „Werbetrommel zu rühren“.

Auch die Prüfungsregelungen für das erste Staatsexamen wurden weitgehend gutgeheißen. Bislang mussten Studierende eine Hausarbeit mit sechs Wochen Bearbeitungszeit erstellen und drei Klausuren schreiben. Zwar empfiehlt die Kommission des Nordverbunds, eine weitere Klausur einzuführen – an der Hausarbeit aber solle auf jeden Fall festgehalten werden, denn sonst „bleibt von Ihrem Profil nicht mehr viel“. Das Justizressort macht sich dagegen für eine Abwertung der Hausarbeit stark.

Auch zu dem schlechten Abschneiden von Bremer Juristen beim 2. Staatsexamen haben sich die Gutachter geäußert. Das hatte Scherf als Anlass für eine Reform der Ausbildung genommen. Der Nordverbund glaubt, dass sich die inzwischen getroffenen Maßnahmen – wie Ausbau der Arbeitsgruppen oder stärkere Klausurtechnikübungen – langfristig positiv auf diese Statistik auswirken könnten, auch wenn man dies noch nicht endgültig bewerten könne. „Abwarten“, sagen die Gutachter. cd