Krosse Adler belehren brave Büttel

■ Adler Kiel weiter im Steigflug in der 2. Volleyball-Bundesliga, der Eimsbütteler TV dagegen muss sich noch weiter anstrengen

Im vergangenen Jahr war noch alles andersrum: Diesmal stehen die Herren vom Eimsbütteler TV im Abstiegskampf, während das Team von FT Adler Kiel souverän an der Tabellenspitze thront. Drei Spieltage vor Saisonende mit deutlichem Vorspung ist der vermutliche Aufstieg der Kieler in die höchste Spielklasse fast sicher.

Zwar errang die Büttel-Crew in den letzten sechs Spielen gegen Teams der oberen Tabellenhälfte beachtliche fünf Siege, doch gegen die Fördestädter hatte der ETV in keiner Phase des Spiels Siegchancen. Mit 0:3 (16:25, 14:25, 20:25) zelebrierten die lautstark verehrten Gäste sich und ihr druckvolles und konzentriertes Volleyballspiel in übersichtlichen 50 Minuten. Statt sich, wie zwischen den beiden Mannschaften üblich, mit starken Sprüchen am Netz, heldenhaften Gesten und unterschwelligen Botschaften zu befassen, ballerten die Kieler ihre Gegner einfach madig.

Die weniger als ein Dutzend gröhlender Adler-Sponsoren, Funktionäre und Fans reichten aus, um akustisch in der Halle zu dominieren und Heimspielatmosphäre für Kiel zu erzeugen. Lediglich im zweiten Satz keimte kurzzeitig etwas Selbstbewusstsein auf Eimsbüttler Seite auf, als Reserve-Zuspieler Benjamin Herrmann eingewechselt wurde. Mit Raffinesse spielte der beachtlich kurze Herrmann beachtlich saubere Pässe auf seine Angreifer.

Höhepunkt der kurzen Herrmann-Gala war ein überraschend direkt verwandelter zweiter Pass, der die erstarrten Blockspieler auf der Gegenseite vorführte. Niclas „Mr. Ehrgeiz“ Hildebrandt, ansonsten für das Zuspiel beim ETV zuständig, machte derweil in der Hallenecke Bauchaufzüge – unklar ist, ob zur Strafe oder Entspannung.

Die für den Klassenerhalt benötigten Siege müssen die Schützlinge von Büttel-Trainer Söhnke Hinz jetzt hurtig einfahren, denn vermutlich müssen vier Teams hinab in die Regionalliga, wenn mit Schüttdorf und Eintracht Berlin zwei Norddeutsche aus der 1. Liga fallen.

Obwohl Hinz nach Saisonende in den Trainerstab des amtierenden Deutschen Volleyballmeisters der Herren VfB Friedrichshafen wechselt, ist der Klassenerhalt Ehrensache, damit neben dem Tus Berne nicht auch der andere Hamburger Volleyballverein runterpurzelt. Zu viel Zeit und Energie hat der 31-jährige in den letzten Jahren in den Erhalt der Bundesliga-Truppe und den Aufbau des nachwachsenden Regionalliga-Teams gesteckt, als dass ihn das Schicksal seiner zukünftig Ehemaligen „professionell“ unberührt lässt.

Im Gegensatz zum ETV ist es für die weiblichen Volleyball-Bundesligistinnen aus Fischbek fast unmöglich den Abstieg zu vermeiden: Trotz eines 3:2-Sieges gegen die Volley-Cats aus Berlin hat das Team von südlich der Elbe die Zweitklassigkeit vor Augen.

Oliver Camp