Die Seele getötet

In Den Haag sind drei Serben wegen der Vergewaltigung von Musliminnen angeklagt

DEN HAAG dpa/ap ■ Vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat gestern der erste Prozess wegen Vergewaltigung im Bosnien-Krieg begonnen. Im so genannten Foca-Prozess sind drei bosnische Serben wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen das Kriegsvölkerrecht angeklagt. Den drei Männern Radomir Kovać, Dragoljub Kunarać und Zoran Vuković werden in 50 Einzelfällen Vergewaltigung, Folter, Versklavung und Schandtaten gegen die persönliche Würde vorgeworfen. Bei einer Verurteilung droht ihnen eine lebenslange Gefängnisstrafe. Alle drei Angeklagten haben sich für unschuldig erklärt.

Staatsanwalt Dirk Ryneveld sagte in seinem Eröffnungsplädoyer: „Das ist ein Prozess über Frauen und Mädchen, einige zwölf oder 15 Jahre alt, die unvorstellbares Grauen erdulden mussten, während die Welt um sie herum zusammenbrach.“ Sie seien von ihren Peinigern entmenschlicht und vergewaltigt worden. „Was den muslimischen Frauen von Foca widerfuhr, geschah wegen ihrer Volkszugehörigkeit und Religion und weil sie Frauen waren“, sagte Staatsanwalt Ryneveld.

Die Angeklagten zeigten keine Gemütsregung, während er die Einnahme von Foca durch die bosnischen Serben im Sommer 1992 beschrieb. Der 38-jährige Kovać, der 39-jährige Kunarać und der 35-jährige Vuković sollen in der Folge an mehreren Orten Frauen über Monate lang gefangen gehalten und sie wiederholt zum Sex gezwungen haben, auch mit mehreren Männern.

Auch sollen Frauen für D-Mark an Soldaten verkauft worden sein. Dazu gehörte nach Angaben der Anklage eine damals Zwölfjährige, für die der Angeklagte Kovać 200 Mark verlangt habe – danach sei das Mädchen verschwunden. Zwei weitere Opfer wurden nach Angaben der Anklage für je 500 Mark nach Montenegro verkauft, von wo sie erst nach Monaten fliehen konnten.

Den Hauptangeklagten Kunarać machen die Ermittler auch für viele Vergewaltigungen und Misshandlungen verantwortlich, die Untergebene begangen haben sollen. Er hätte die Straftaten, die zum Teil in seinem Hauptquartier begangen wurden, verhindern oder die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen können.