SPD, erfolglos, sucht ...

... eine Alternative zum Landesvorsitzenden Peter Strieder. In einem Unterverband in Prenzlauer Berg sind die Genossen bereits fündig geworden. Christine Bergmann soll die Ausgewählte sein

von NADINE KRAFT und DIRK HEMPEL

Ein Peter Strieder alleine macht noch keine SPD. Das meinen jedenfalls Teile der Parteibasis und machen sich auf die Suche nach einem neuen Landesvorsitzenden. Die Abteilung 5 des Kreisverbandes Prenzlauer Berg ist sogar schon fündig geworden. Als Gegenkandidatin zu Strieder, so die Prenzelberger, soll Bundesarbeitsministerin Christine Bergmann antreten, und zwar auf dem Landesparteitag Mitte Juli.

Ausgelöst hatte das ungewöhnliche Votum der Basis Petra Löber, die Schriftführerin des Kreisverbandes Prenzlauer Berg. Löber nämlich hatte bei der entscheidenden Sitzung der Abteilung 5 deutlich gemacht, dass die Bundesministerin für ein Landesamt zur Verfügung stünde. Nicht kleckern, sondern klotzen, dachte da die Abteilung und nominierte Bergmann gleich für den Landesvorsitz.

In Bergmanns Wahlkreis Marzahn/Hellersdorf wusste man von der Nominierung gestern zwar nichts, signalisierte aber Zustimmung. Nach Ansicht der stellvertretenden Kreisvorsitzenden in Marzahn, Kerstin Raschke, ist eine Kandidatur der Familienministerin jedoch unwahrscheinlich: „Die Nominierung Bergmanns folgte vermutlich dem Wunsch, Alternativen zu Strieder zu finden.“

Sollte Bergmann antreten, werden ihr intern allerdings große Chancen eingeräumt. Die Familienministerin wird zum „Britzer Kreis“ gezählt, dem einflussreichsten Klüngel der Partei. Und Strieders Stand ist nicht der beste: Teile der Reinickendorfer SPD haben beispielsweise „Probleme mit ihm“, so der Kreisvorsitzende und Abgeordnete Reinhard Roß. Bergmann als Landesvorsitzende kann Roß sich aber nur vorstellen, wenn ein junges Team sie unterstützt. Denn den Reinickendorfern geht es um eine komplette Erneuerung des Vorstandes.

Kein Wunder: Die Bilanz des amtierenden Vorstands ist nicht die beste. Das wird besonders dem Landesvorsitzenden zur Last gelegt: Strieder tue zwar alles, um sich als Senator zu profilieren, dafür aber nichts für die SPD.

Der Unmut ist in der Tat groß. Nach der Wahlschlappe der Partei habe es keine strukturellen oder politischen Veränderungen gegeben, kritisiert etwa der Abgeordnete Michael Müller. Dass die Genossen in der Krise stecken, gibt auch der stellvertretende Landesvorsitzende Hermann Borghorst zu: Der positive Trend für die Bundespartei mache sich in Berlin nicht bemerkbar.

Bergmann selbst ließ gestern über ihre Pressesprecherin mitteilen, eine Kandidatur für den Landesvorsitz sei für sie „noch kein Thema“. SPD-Pressesprecherin Anja Sprogies bestätigte gestern lediglich den erneuten Antritt Strieders. Intern werde zwar über andere Namen spekuliert, sagte Sprogies, „daran möchte ich mich aber nicht beteiligen“.