Für zwei Jahre eine sichere Bleibe

■ Das Bremer Rundfunkmuseum eröffnet sein neues Zuhause / Zukunft weiter ungewiss

Kompakt und im so praktischen Kleinformat gibt es heutzutage Stereoanlagen mit Radio, CD-Player, Plattenspieler und Kassettenrekorder. Vor 50 Jahren benötigte man fast ein komplettes Zimmer, um diese Technik unterzubringen. Die pompösen Truhen mit Plattenspieler, Fernseher und Radio unter einem Deckel sind so sperrig, dass sie eine Möbeleinrichtung für sich darstellen.

Im Bremer Rundfunkmuseum kann sich jeder ein Bild davon machen– jetzt in neuer Umgebung. Denn das Museum bezog gestern seine neue Bleibe in der Findorffstraße 22-24. Seine alte Unterkunft, nur einige Ecken weiter, musste es wegen des Baus der neuen Messehalle verlassen.

Im neuen Zuhause sind auf 600 Quadratmetern dicht gedrängt knapp 750 Radios, Fernseher, Gramophone, Lautsprecher und Plattenspieler aus längst vergangenen Zeiten akribisch aufgestellt. Die Sammlung, die hauptsächlich aus Spenden aus Privatbesitz Bremer BürgerInnen besteht, liefert eine detaillierte Übersicht der deutschen Rundfunkgeschichte seit 1923. In den Regalen stehen die legendären Volksempfänger von 1933 – auch „Goebbelsschnauze“ genannt, weil sie zu Propagandazwecken gebraucht wurden. Die 50er Jahre sind dokumentiert durch eine original eingerichtetet Wohnzimmerstube: Zwischen mintgestrichenem Nierentisch, lachsfarbenen Trichterlampen und der riesigen Musiktruhe fühlen sich die BesucherInnen – lediglich 3.500 im Jahr – bestimmt in die damalige Zeit zurückversetzt. Bis in die 70er Jahre, als das Röhrenradio vom Transistorradio abgelöst wurde, dokumentiert das Museum die Geschichte des Rundfunks.

Mit spürbarer Begeisterung stehen die 20 Mitglieder des Vereins „Bremer Rundfunkmuseum“ den BesucherInnen Rede und Antwort. Sie müssen sich ja auskennen. Schließlich beschäftigen sich die Damen und Herren schon seit Jahren mit den nostalgischen Geräten. Vor 22 Jahren gründeten sie dann den Verein und organisieren seitdem ehrenamtlich den Museumsbetrieb.

Wie lange die Rundfunkbegeisterten sich noch über ihre liebsten Stücke auslassen können, ist ungewiss. Denn in ihrem neuen Zuhause kann die geschichtsträchtige Sammlung vorerst nur zwei Jahre lang bleiben. Bis dahin ist die Miete durch die Hanseatische Veranstaltungsgemeinschaft gesichert. „Was danach kommt steht, in den Sternen“, sagt Hans-Dieter Rohmann. Das Vereinsmitglied blickt mit einem Schmunzeln im Gesicht in die Zukunft: „Vielleicht sind die Sterne uns wohlgesonnen und schicken jemandem mit einem schwarzen Geldkoffer vorbei.“

Tina Bauer