wladimir putin im wortlaut

Meine Regel heißt: Nichts bereuen

Um zu erfahren, wie man Spion werden kann, ging ich einmal (ich war in der 9. Klasse) in die (Leningrader) KGB-Zentrale. Irgendein Onkelchen empfing mich. Seltsamerweise hat er mich sogar angehört. „Ich möchte bei Ihnen arbeiten“, sagte ich. „Erfreulich“, sagte er, „es gibt aber einige Haken.“ „Welche“? „Erstens nehmen wir niemanden an, der sich selbst meldet. Zweitens, man kann zu uns erst nach dem Wehrdienst oder nach Abschluss irgendeines zivilen Studiums kommen.“ Von diesem Zeitpunkt an bereitete ich mich auf das Jura-Studium vor, und niemand konnte mich davon abhalten. (...)

Wie ich das Ende der DDR 1989 erlebte: Ich habe persönlich eine enorme Menge von Material verbrannt, bis der Ofen platzte. (...) Alle Kontakte wurden abgebrochen, das Material wurde vernichtet oder archiviert. Amen!

In der KGB-Ausbildung hat man bei mir ein Manko registriert. „Ein reduziertes Gefühl für Gefahr“, heißt es in einer Charakteristik. Dieses Manko gilt übrigens als durchaus schwerwiegend. Ich habe lange daran gearbeitet. Angst ist wie Schmerz: Wenn etwas wehtut, heißt das, im Organismus läuft etwas schief. (...)

Ich halte mich an meine eigenen Regeln. Eine davon ist: Nichts bereuen. Wenn du anfängst zu bereuen, wendest du dich zurück, beginnst zu grübeln. Man muss aber immer an die Zukunft denken, nach vorn schauen.

Aus der bald erscheinenden Putin-Biografie „Aus erster Hand“, mit frdl. Genehmigung der „Weltwoche“.