Streit um Umweltgifte

Auch nach vier Verhandlungsrunden ist unklar, wer dafür zahlt, dass derEinsatz gefährlicher Pestizide auch in den Entwicklungsländern gestoppt wird

BONN taz ■ Ohne große Fortschritte ist am Samstag die vierte von fünf geplanten Verhandlungsrunden zur so genannten POP-Konvention zu Ende gegangen. Vertreter aus 121 Ländern hatten seit Montag in Bonn auf Einladung der UN-Umweltbehörde Unep über das weltweite Verbot von zwölf gefährlichen Umweltgiften debattiert.

Der kanadische Vorsitzende der Konferenz, John Buccini, wertete es schon als Erfolg, dass alle Positionen „klar auf den Tisch“ gekommen seien. Er ging davon aus, dass die Verhandlungen im Dezember in Südafrika abgeschlossen werden können.

Zwei Bereiche kristallisierten sich als besonders schwierig zu verhandeln heraus. Zum einen war es die Frage, wie Maßnahmen zum Stopp des Gifteinsatzes und zur Entsorgung bestehender Chemiebestände finanziert werden sollen. Hier plädierten die Entwicklungsländer, allen voran Indien und China, für einen neu einzurichtenden Fonds. Die Industrieländer erklärten sich aber nur bereit, den bestehenden Globalen Umwelt Fonds (GEF) finanziell aufzustocken.

Der zweite Streit betraf die Frage, nach welchen Kriterien künftig weitere Stoffe als POPs gewertet und in die Verbotsliste aufgenommen werden sollen. Hier pochte die EU auf das Vorsorgeprinzip und plädierte für strikte Regeln, während USA, Kanada, Japan und Australien für gemäßigtere Vorgaben eintraten. Besonders die USA beharrten auf weicheren Formulierungen im Text der Konvention, um mit „Schlupflöchern und Ausnahmeregelungen ihre umweltverschmutzende Industrie zu schützen“, wie Greenpeace zum Abschluss der Konferenz kritisierte.

Nicht mehr in Frage gestellt wurde in Bonn der generelle Bedarf, die POPs zu verbieten. Diese persistant organic pollutants können nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Krebs auslösen, das Immunsystem schwächen und bei Kindern zu Missbildungen führen. Zu den POPs, die in vielen Entwicklungsländern noch großflächig eingesetzt werden, zählen die Pestizide Aldrin, Chlordan, DDT, Dieldrin, Endrin, Heptachlor, Mirex, Toxaphen und Hexachlorbenzol, das Trafo-Öl PCB sowie Dioxine und Furane. LUCIAN HAAS