Henning Scherf ■  als wandelnder Koalitionskompromiss

„Ich bin rundweg zufrieden“, bekannte Henning Scherf nach dem Koalitionskompromiss. Kompromisse? Er jedenfalls hat keine machen müssen. Seine Partei, die SPD, schon, die hatte eine längere „Auszeit“ während der Verhandlungen gefordert. CDU Wirtschaftssenator Josef Hattig bekannte seine „Bauchschmerzen“ angesichts des CDU-Segens für den Weiterbau der Linie 4.

Scherf dagegen – als geschickter Taktierer – hatte sich nicht vorab auf Positionen festgelegt, die möglicherweise nicht durchsetzungsfähig gewesen wären. Vor allem aber besetzt dieser Regierungschef die ideale Mitte zwischen den Koalitionspartnern CDU und SPD.

Der Kompromiss liegt dabei vor allem in Richtungs-Entscheidungen, die viel Geld kosten: Die Rennbahn wird neu gebaut, über die Wirtschaftlichkeit braucht man nicht zu reden, die genauen Kosten werden später nachgereicht. Bei dem Rhodarium ist es ähnlich.

Den Streit um das Hollerland hat die Koalition schlicht vertagt. Wenn ein Gutachter überlegen soll, wo man in Bremen einen neuen „Technologie-Stadtteil“ schaffen könnte, dann ist unschwer zu erraten, auf welche große Grünfläche sein Blick fallen wird. Wenn die Fragestellung sein soll, wie Bremen seine Technologie-Förderung effektiver betreiben kann, dann wären ganz andere Ergebnisse denkbar. Im Grunde hat sich die Koalition mit dem Gutachten nur verständigt, das Thema für den Wahlkampf 2003 zurückzulegen.

Klaus Wolschner