Ökologisch pendeln

Trotz mancher Mängel in Sachen Dienstleistung: Mobilitätsbilanzen sprechen fürs Bahnfahren

Wie pendelt der Bundesbeamte am umweltverträglichsten zwischen Bonn und Berlin? Natürlich mit der Bahn – das und vieles mehr belegt ein Computerprogramm, das der World Wide Fund for Nature und die Deutsche Bahn jetzt herausgebracht haben. Unter dem Namen „Mobilitätsbilanz“ kann sich der Anwender für jede Verbindung zwischen deutschen Großstädten eine individuelle Ökobilanz der verschiedenen Verkehrsmittel errechnen lassen.

So kommt man auf der Route zwischen der alten und der neuen Bundeshauptstadt zum Beispiel zu folgenden Daten: Der Bahnpendler verbraucht umgerechnet 15,2 Liter Benzin, der Autofahrer 53,3 Liter, der Flugpassagier 37,9 Liter, jeweils für die einfache Strecke. Auch bei den Stickoxiden kommt der Bahnfahrer mit 23,0 Gramm auf den günstigsten Wert, der Autofahrer bläst bereits 153,6 Gramm in die Luft und der Flugpassagier gar 322,7 Gramm.

Das Programm wurde mit dem Heidelberger Ifeu-Instituts entwickelt. Es ermittelt anhand individueller Daten den Energieverbrauch, die Kohlendioxidbilanz, den Ausstoß von Stickoxiden, Schwefeloxiden und Kohlenwasserstoffen von Bahn, Pkw und Flugverkehr. Dabei wurde an alles gedacht: Der Weg zum Bahnhof, ob mit Taxi, Straßenbahn, Auto, Fahrrad oder zu Fuß wird mitgerechnet. Die Werte der Bahn orientieren sich an den Auslastungszahlen – auf der Strecke Bonn–Berlin zum Beispiel 46,1 Prozent. Bei der Autofahrt wird je nach Option mit oder ohne Katalysator gerechnet, unterschieden nach Otto- oder Dieselmotor und Fahrzeugklasse. Beim Flugverkehr wird eine Belegung des Fliegers von 60 Prozent angesetzt, die Schadstoffdaten ermitteln sich aus den Flugzeugtypen A 320, A  310 und B 737. Damit ergeben sich für alle Verkehrsmittel sehr realitätsnahe Werte.

Auf diese Weise lassen sich die Verbindungen zwischen 58 Großstädten durchspielen. Und immer hat der Bahnfahrer die besten Werte – sofern er allein reist. Da aber auch die Auslastung des Pkw in dem Programm angegeben werden kann, kippt die Bilanz in der Regel bei vier Insassen; dann wird der Pkw pro Kopf zumindest beim Energieverbrauch günstiger als die Bahn. Ein Grund Auto zu fahren kann dies natürlich immer noch nicht sein, denn jeder zusätzliche Bahnfahrer verbessert die Ökobilanz der Bahn durch besser ausgelastete Züge. Und ein voll besetzter Zug ist auch durch ein voll besetztes Auto bei der Energiebilanz nicht zu schlagen. Zudem: Bei den Stickoxiden ist selbst eine schwach besetze Bahn immer besser als das Auto.

So wird das Programm erwartungsgemäß zu einem Plädoyer für die Bahn. Ein weiterer wesentlicher Faktor allerdings kommt in dem Programm nicht vor: der Flächenverbrauch, der durch die Verkehrsmittel hervorgerufen wird. Schade eigentlich – denn auch hier hätte die Bahn gegenüber dem Auto ganz entscheidend die Nase vorn. B. Janzing

Nur für Windows 9x/NT. Kostenlos unter www.bahn.de oder als CD bei der Deutschen Bahn, Umweltzentrum, Schicklerstr. 5-7, 10179 Berlin