Teletubbies sind Hit der Produktpiraten

Acht Prozent des Welthandels mit Fälschungen. Industrie und Handel fordern schärfere Verfolgung

BERLIN taz ■ Das Lacoste-Hemd aus der Türkei, die Rolex aus Thailand und Teletubbies-Puppen von der Kirmes: Acht Prozent des Welthandels sind laut Angaben des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) inzwischen in den Händen von Produktfälschern. Kein Wunder, stehen die Fälschungen bei Urlaubern und Flohmarkteinkäufern doch hoch im Kurs. Für die Originalhersteller ist Produkt- und Markenfälschung jedoch ein gravierendes Problem. Der Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) wehrt sich deshalb massiv dagegen, dass Produktfälschung in Deutschland als „Kavaliersdelikt“ behandelt wird, und fordert, die Produktfälschung in das Strafgesetzbuch aufzunehmen.

„Keiner macht sich die wirtschaftlichen Folgen von Markenpiraterie klar“, kritisiert Franz Schoser, Hauptgeschäftsführer des DIHT und Vorsitzender des APM. Der weltweite Schaden liege bei rund 500 Milliarden Mark. Bei Videokassetten, CDs oder Musikkassetten nimmt der Anteil von Raubkopien über ein Drittel ein. Allein deutsche Softwarehersteller hätten 1998 einen Umsatzverlust von 500 Millionen Markt verzeichnet.

Mitschuld an der Zunahme von Markenfälschungen trägt in Deutschland laut Schoser die Justiz. „Unwillig und teilweise unfähig“ seien Polizei und Juristen bei der Strafverfolgung. In über der Hälfte der im Jahr 1998 vom APM angezeigten Fälle hätten die Beamten nicht gewusst, dass die Verletzung fremder Markenrechte unter Strafe steht. Auch die Zusammenarbeit mit Ländern wie China oder Thailand, wo massiv gefälscht wird, lasse zu wünschen übrig. Schoser: „Die Quelle des Übels erreichen wir so nicht.“

An den Grenzen wird laut Klaus Hoffmeister von der Bundeszollverwaltung gezielt nach gefälschten Markenprodukten gesucht. Die Fälschungen seien aber teilweise so gut, dass Zollfahnder sie nicht erkennen könnten. Selbst Profihändler fallen auf gefälschte Marken herein. Bei Medikamenten oder Autoteilen wie Bremsbelägen kann dies schwerwiegende Folgen haben: Plagiate haben nicht annähernd die Qualität und Lebensdauer der Originale. KATJA TRIPPEL