pds-streitkultur

Kesse Frage, kesse Antwort

Nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus lässt sich die PDS schon lange nicht mehr führen. Zu Zeiten, als die PDS noch Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) hieß, sorgte das Prinzip für eine möglichst linientreue Ausführung der Direktiven von oben nach unten, vom Politbüro hinunter bis zur Grundorganisation. Jetzt gewann Gregor Gysi der Vorstandsniederlage beim Antrag zur Friedenspolitik noch etwas Gutes ab: Sie sei ein „Zeichen für die Demokratieentwicklung in der Partei. Vor zehn Jahren hätten sich die Delegierten noch nicht getraut, gegen einen Vorstandsantrag zu stimmen.“

Die PDS experimentierte auf ihrem Parteitag mit Formen, die viele Westparteien nicht kennen. Zum Beispiel die Anfrage an einen Parteitagsredner: Im Anschluss an eine Rede besteht die Möglichkeit, bis zu drei spontane Fragen an den Redner zu richten. Ein hermetisch abgeschlossenes Referat verwandelt sich in ein flottes Frage-und-Antwort-Spielchen.

So bekam Dieter Klein, ehemals Professor für Philosophie an der Humboldt Universität und SED-Vordenker, die Chance zu geschliffener Replik. Warum er einfach so den Begriff „Moderne“ benutze? Klein gibt süffisant zurück: „Warum sollen wir mit der bürgerlichen Intelligenz nicht in ihrer eigenen Sprache kommunizieren?“

Als allerdings nach der fulminanten Rede Gregor Gysis, dem Vermächtnis an seine Partei, eine Genossin eine kecke Nachfrage anmeldet, faucht die gerührte Bundestagsabgeordnete Angela Marquardt vernehmlich: „Haltet doch endlich das Maul!“ cif