Landbesetzer machen Farmern weiter Druck

Weiße Eigentümer der Landgüter in Simbabwe verklagen Polizisten, die Besetzer gewähren ließen. Die EU will vermitteln

BERLIN taz ■ Die heftigen Unruhen in Simbabwe breiten sich jetzt über das ganze Land aus. Veteranen der früheren Befreiungsarmee Zanu haben inzwischen 900 der 4.500 Agrarbetriebe des südafrikanischen Landes in ihre Gewalt gebracht. In der Stadt Karoi berichtete ein weißer Farmer, die Landbesetzer hätten ihn vor den Augen seiner Familie ausgepeitscht. Er sei gezwungen worden, ein Verzichtsdokument über die Hälfte seines 400 Hektar großen Besitzes zu unterschreiben.

Die Besetzer zählen sich größtenteils zu der Vereinigung der Veteranen, die die Kämpfer des Unabhängigkeitskrieges von 1972–1980 vertritt. „Die Mehrheit der weißen Farmer hat begriffen, dass sie abtreten muss“, sagte deren Führer Agripah Gava. Präsident Robert Mugabe unterstützt die Besetzer. Nach 20 Jahren Unabhängigkeit von Großbritannien sei es nun an der Zeit, dass die Farmen im ehemaligen Rhodesien in den Besitz von Schwarzen übergingen, sagte Mugabe. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen Simbabwes sind zu drei Vierteln im Besitz von Weißen, die aber nur ein Prozent der 12,5 Millionen Einwohner stellen.

Das Oberste Gericht Simbabwes hatte die „Enteignungen“ für illegal erklärt. Das Parlament beschloss am vergangenen Donnerstag aber eine Verfassungsänderung, die Inbesitznahmen ohne Entschädigung legalisiert. Die weißen Landeigentümer erhoben gestern trotzdem Anklage gegen Polizisten, die sich geweigert hatten, die Besetzer von ihren Landgütern zu vertreiben.

Die in der Bewegung für demokratischen Wandel organisierte Opposition warf Mugabe vor, Simbabwe in den politischen Zusammenbruch zu führen. Oppositionsführer Morgan Tsvangirai sagte gestern in Harare, die Landnahmen seien ein Versuch Mugabes, seiner Partei Zanu-PF bei den Parlamentswahlen im Mai die Mehrheit zu sichern und so über die schlechte wirtschaftliche Lage hinwegzutäuschen.

Gestern äußerten sich erstmals auch Vertreter der Europäischen Union zu den Unruhen in Simbabwe. Der britische Außenminister Robin Cook sagte zu Beginn des Außenministerrates in Luxemburg, er sei „sehr besorgt“ und erwarte von dem Treffen eine „starke Erklärung“ zu den Farmbesetzungen. Cook bezeichnete es als „gute Idee“, Beobachter der EU zu den Wahlen in Simbabwe zu entsenden. Sanktionen gegen das Land schloss er vorerst aus. FLORIAN HARMS