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unterm strich

Trotz der üblichen Gräueltaten der Kolonisatoren und trotz der Tendenz zu solchen in eigener Regie: Staatschef Fidel Castro hat sich zu einer, wie soll man sagen, kulturhistorisch wertvollen Tat entschlossen und will die Erinnerung an die französischen Kolonisatoren auch über die Grenzen Kubas hinaus bewahren.

Der UN-Bildungsorganisation Unesco hat Havanna deshalb vorgeschlagen, die Überreste der alten Kaffeeplantagen in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen.

Einen ersten Schritt gegen das Vergessen unternahm die Regierung 1991, als sie rund 100 ehemalige Plantagenanlagen auf den Hügeln im Umkreis der Städte Santiago de Cuba und Guantanamo zu nationalen Denkmälern erklärte. Kubanische Wissenschaftler haben seitdem intensiv daran gearbeitet, die alten Gemäuer zu restaurieren. In der staatlichen Presse wird das Interesse damit gerechtfertigt, an den Plantagen sei die „Dimension der agroindustriellen Entwicklung in der Region“ abzulesen.

Die Geschichte der französischen Kolonisation in Kuba ist bisher erst ansatzweise erforscht. Historikern zufolge kamen die meisten dieser Siedler ab den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts nach Kuba. Ein bunter Trupp aus desertierten Soldaten, bankrotten Händlern und Handwerkern versuchte sich im Osten der Insel eine neue Existenz aufzubauen. Sie zogen sich auf die Hügel um Santiago zurück, wo sie in Windeseile großflächige Plantagen anlegten.

Bis 1803 zählte man in der Region gerade einmal rund 100.000 Kaffeesträucher, vier Jahre später waren es bereits vier Millionen. Auf den 191 Pflanzungen mussten neben Lohnarbeitern auch 1.650 Sklaven schuften. Davon zeugen noch die Fußeisen, die in den alten Gebäudemauern eingelassen sind.

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