Massage-Moll

■ Die Lakoniker Day One mit ihrem weißärschigem Lagerfeuer-Hop

Um ein echter Lakoniker zu sein, redet Phelim Byrne eigentlich zu viel. Aber das vor kurzem erschienen Werk namens Ordinary Man ist schließlich auch seine erste Platte – und da muß bekanntlich erstmal das gesamte bisherige Leben verhandelt werden. Angesichts dieser Notwendigkeit haben Phelim und sein bester Freund Donnie Hardwidge – die sich in bestem Nerd-Humor eigentlich „PhD“ nennen wollten – maximale Coolness bewahrt. Dichte, gute Beobachtungen, viel Luft. Wenn du uns willst, Erfolg, dann komm doch her!

Das zeigt schon das erste Stück, das die eigene künstlerische Existenz in hübschen (selbst)ironischen Bildern durchdringt. Das klingt nach Singer und Songwriter – was es wahrscheinlich auch wäre, wenn wir das Zeitrad 20 Jahre zurückdrehen würden. So aber betreten wir die Welt des weißärschigen Lagerfeuer-Hop, der in etwa so Hip ist wie G. Love oder Beck. Viel analoge Wärme, gezupfte, gestreichelte Gitarre und ein Rest sozio-politisch motivierten Protestsongs, den Phelim aus seiner irischen Heimat nach Bristol importiert hat.

In der Downbeat-Metropole haben die beiden Sample-Poeten auch Massive und damit den Schlüssel zum Glück gefunden, der sie ins Familienunternehmen einließ und ihnen mit Beastie Boys-Produzent Mario Caldato Jr. den nächsten Trumpf zuspielte. Was die Frage der Nachdrücklichkeit angeht, so sind Day One allerdings im Vergleich zur New Yorker Berufsjugend am anderen Ende des Energiespektrums. Hier werden die Probleme nicht weggehüpft – das Bewegungsmuster ist Endzwanzigergerecht und inhaliert Gemütlichkeit in besserwissendem Massage-Moll. Holger in't Veld

Do, 13. April, 20 Uhr, MarX