Der Ramelow soll es richten

Auch nach dem 4:1 gegen Bielefeld stellt sich für den neuen Tabellenführer Leverkusen die Führungsfrage

LEVERKUSEN taz ■ Als sich vergangener Woche Ferreira da Rosa Emerson im Rostocker Rasen verhakte und nun den Rest der Saison auf Krücken herumhumpeln wird, ließ sich das als Vorentscheidung in der Meisterschaft deuten. Emerson ist nach Einschätzung seines Trainers Christoph Daum immerhin „der beste Mittelfeldspieler der Welt“. Also auch der Mann, der das Spiel von Bayer Leverkusen bestimmt, der „die anderen mitreißt, wenn ein Spiel auf der Kippe steht“ (Daum). Es dauerte aber nur drei Tage, da verletzte sich auch Stefan Effenberg, der Mann, der bei Bayern München die Impulse gibt. Die Meisterschaftsfrage heißt nun: Wer kompensiert die Führungslosigkeit besser? Der Zwischenstand sieht Leverkusen vorn, denn Bayer verlor in Rostock neben Emerson zwei Punkte, Bayern gegen 1860 neben Effenberg das ganze Spiel. Und weil Leverkusen tags darauf Bielefeld 4:1 schlug, wechselte die Tabellenführung.

Der Erfolg über Bielefeld war dank einer überlegenen ersten Halbzeit niemals gefährdet. Das lässt sich hinterher immer leicht sagen. Doch das Bemerkenswerteste an dieser Partie war, dass die Mannschaft dem Erwartungsdruck so souverän standhielt. Daum sagte: „Wir haben klar und deutlich gezeigt, dass wir mit der Favoritenrolle gut zurecht kommen können.“

Leverkusens Vorteil im Saisonfinale ist die Konzentration auf einen Wettbewerb: „Wir haben nur dieses eine Ziel, für das wir die nächsten Wochen leben und arbeiten.“ Bayerns Vorteil, meint er, sei „das leichtere Restprogramm“.

Leverkusen muss nun in Bremen und Hamburg zweimal auswärts spielen. Gegen diese spielstarken Mannschaften wird sich vermutlich zeigen, wie die Mannschaft tatsächlich ohne Emerson zurecht kommt. Gegen Bielefeld sei „die Aufgabe nicht schwierig genug“ gewesen, gestand Daum ein. Dass man Emerson nicht ersetzen kann, steht ohnehin außer Frage. Ersatzweise soll es vornehmlich Carsten Ramelow richten. Dessen Referenzen gab Geschäftsführer Calmund zum Besten: Mit dem Berliner als Zentrale im defensiven Mittelfeld sei Bayer schon zweimal Vizemeister geworden. Das zum dritten Mal zu schaffen, ist allerdings nicht das, was Leverkusen gerade anstrebt.

KATRIN WEBER-KLÜVER

Bayer Leverkusen: Matysek - Zivkovic, Nowotny, Kovac - Ballack (69. B. Schneider), Ramelow, Beinlich - Neuville, Kirsten (78. Brdaric), Rink (78. Ponte), Zé Roberto Arminia Bielefeld: Ziegler - Waterink - Klitzpera, Meißner - Bode, Peeters, Hofschneider, Maul, Böhme - Göktan (46. Wichniarek), LabbadiaZuschauer: 22.500 (ausverk.), Tore: 1:0 Beinlich (11.), 2:0 Kirsten (22.), 3:0 Ballack (38.), 4:0 Rink (51./Foulelfer), 4:1 Meißner (65./Foulelfer)