EU versagt als Vorbild

Weil die EU sich auf der Cites nicht einig ist, droht eine Stimmenthaltung zum Weißen Hai und den Karettschildkröten. Nabu: Das ist blamabel

BERLIN taz ■ Elefantenfreunde können aufatmen: Der internationale Handel mit Elfenbein bleibt verboten. Darauf einigten sich die Mitgliedsländer der Cites-Artenschutzkonferenz schon vor der endgültigen Abstimmung im Plenum. Alle Anträge, die eine Veränderung des Elfenbeinhandels im Sinn hatten, wurden zurückgezogen. Erlaubt bleibt lediglich der kontrollierte Handel mit Elefantenhäuten.

Rolf Sonntag, Artenschutzexperte bei Greenpeace, freut sich über den Kompromiss: „Damit gilt das Experiment, einen beschränkten Handel mit Elfenbein zuzulassen, als gescheitert.“

Die ersten Entscheidungen im Plenum der Cites fielen am gestrigen Vormittag: Der Antrag Australiens, die pazifische Seekuh unter ein absolutes Handelsverbot zu stellen, fand eine knappe Zwei-Drittel-Mehrheit des Plenums, obwohl sich die EU-Länder enthielten. „Das Auftreten der EU auf der Cites ist blamabel“, schimpft deshalb Bergia Dexel vom Naturschutzbund (Nabu). Greenpeace befürchtet, dass die EU sich auch bei der Abstimmung über das Handelsverbot für den bedrohten Weißen Hai und die kubanische Karettschildkröte mangels Einigkeit ihrer Stimme enthält. „Das scheinbare Vorbild versagt“, bedauert ihr Sprecher Peter Pueschel. „Europäer zahlen viel Geld für Haifischzähne oder Flossen und bedrohen damit die ganze Art. Da muss sich die europäische Delegation doch auch für seinen Schutz einsetzen.“

Der Antrag über ein absolutes Handelsverbot für Moschustiere wurde noch vor der endgültigen Abstimmung im Plenum zurückgezogen. Die Cites-Länder einigten sich darauf, künftig gemeinsam gegen Wilderei und illegalen Handel vorzugehen. Französische Parfümhersteller, die das Sekret der männlichen Moschustiere für den besonderen Duft in ihren Fläschchen verwenden, erklärten sich bereit, in absehbarer Zeit auf natürliches Moschus zu verzichten.

Der bedrohte Gerfalke bleibt weiterhin auf dem höchsten Schutzstatus des Cites-Übereinkommens. Dem zentralasiatischen Steppenschaf wurde dieser Schutzstatus von der Mehrheit der Länder verweigert, obwohl sich die deutschen Artenschützer sehr dafür stark gemacht hatten. Die bei deutschen Jägern überaus beliebte Jagd auf Trophäen des Steppenschafs soll aber künftig eingeschränkt werden.

KATJA TRIPPEL