piwik no script img

Führerschein für Herrchen

Hundevereine und Tierärzte bellen den Senat an. Statt der Rasseliste fordern sie einen Hundeführerschein. Ein Journalist ruft zu einer Demo gegen die „Kampfhund-Lüge“ auf

von SILVIA LANGE

Die Interessenverbände der Hunde und Züchter halten nichts von den Plänen des Senats, Zucht und Haltung von Kampfhunden zu verbieten. Verbietet man einzelne Rassen, so die einhellige Argumentation, werden die Kampfhundezüchter auf andere Arten ausweichen. Stattdessen sollten die Hundehalter ihre Sachkunde nachweisen müssen, um eine Art Hundeführerschein erwerben zu können.

Die schärfste Regelung schlägt die Tierärztekammer vor: Jeder künftige Hundehalter sollte in einem Kurs lernen, sein Tier richtig zu erziehen. Das Zeugnis dieses Kurses müssten die Halter nach Ansicht der Ärztekammer vorlegen, wenn sie die Hunde bei der Haftpflichtversicherung anmelden. „Jeder Hundehalter muss die Pflicht haben, seinen Hund zu versichern“, fordert Tierärztekammerpräsident Klaus Lüdke. Danach sollte der Hund eine große Marke um den Hals tragen, die seine Verträglichkeit aus weiter Entfernung anzeigt.

Statt des Zwangs zum Hundeführerschein will der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) Anreize schaffen: Wer ein Hundetraining absolviert hat, sollte beispielsweise 50 Prozent Nachlass auf die Hundesteuer bekommen. Außerdem soll ein Heimtierzuchtgesetz jedem Hund Papiere bescheren und den Import von abgerichteten Kampfhunden verbieten. Ähnlich sanft sieht die Lösung des Vereins „Hund und Gesellschaft“ aus: Die künftigen Halter sollten nur theoretische Sachkunde nachweisen, bevor sie ein Tier aus der „Schutzhundgattung“ erwerben.

Einig sind sich die Lobbyisten darüber, dass die bisherige Hundeverordnung konsequenter umgesetzt werden sollte. Bisher können auffällige Hunde von Amtstierärzten gemaßregelt werden. Doch die sind oft überfordert – für Kreuzberg und Mitte gibt es nur einen solchen Arzt – und dürfen ihre Daten nicht an die Polizei weitergeben.

Unterdessen rufen Pitbull-Liebhaber zur „Demo gegen die Kampfhund-Lüge“ auf: Die Hunde sollen „als Ausdruck ihrer Hilflosigkeit einen gelben Davidstern am Halsband tragen“. Laut Fernsehjournalist Daniel Reynes werden Berichte über Kampfhunde für private Fernsehsender skandalträchtig aufbereitet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen