„Immer noch stark genug“

Tischtennisspieler Steffen Fetzner (31) über sein Karriereende, Medaillenchancen bei der morgen beginnenden EM in Bremen und seinen kongenialen Partner im Doppel, Jörg Roßkopf

Interview HARTMUT METZ

taz: Herr Fetzner, mit dem WM-Titel 1989 in Dortmund rückten Sie ins Rampenlicht. Endet Ihre Karriere erneut mit Gold, diesmal bei der EM in Bremen?

Steffen Fetzner: Schwer zu sagen, wohin die Reise geht. Erst sollte man die Mannschaftskämpfe abwarten und die Auslosung für die Einzel- und Doppelwettbewerbe.

Jörg Roßkopfs Favoriten im Doppel sind Zoran Primorac und sein Düsseldorfer Doppelpartner Wladimir Samsonow, mit dem er 1998 den EM-Titel erobert hat.

Es gibt wohl fast ein Dutzend Doppel, die für den Titel in Frage kommen. Jörg Roßkopf und ich haben längere Zeit auf internationaler Ebene pausiert, weshalb andere Doppel eher Chancen auf Platz eins haben. Dennoch halte ich uns immer noch für stark genug, um jedes Doppel schlagen zu können.

In welchem Wettbewerb trauen Sie sich selbst am ehesten eine Medaille zu?

Gewiss mit der Mannschaft. Das wäre für mich natürlich ein schöner Abschluss, wenn wir dort ins Halbfinale einziehen würden. Favoriten sind allerdings die Schweden als amtierender Weltmeister und Frankreich als Titelverteidiger. Nachdem wir bei den zwei vorherigen Europameisterschaften jeweils knapp Medaillen verpassten, wäre es für mich toll, nochmals Edelmetall zu bekommen. Welches, ist zweitrangig.

Rechneten Sie überhaupt mit der Nominierung für das Fünferteam? Jörg Roßkopf, Timo Boll, Peter Franz und Torben Wosik galten als gesetzt. Der jüngere Zoltan Fejer-Konnerth ist Deutscher Einzel-Meister und wurde Ihnen bei der Mannschafts-WM vorgezogen.

Diesmal haben wir ein anderes Spielsystem mit einem Doppel. Daher rechnete ich fest mit der Nominierung.

Als einziger Rechtshänder unter vier Linkshändern sind Sie der ideale Doppelpartner.

Klar. Beim EM-System ist das Doppel ein ganz wichtiger Punkt zwischen den sechs Einzeln. Schon von daher gab man mir den Vorzug. Dennoch glaube ich auch, dass ich im Einzel nach wie vor mit den Anderen mithalten kann. Deshalb ging es nicht um eine Entscheidung zwischen mir und Fejer-Konnerth, sondern um eine zwischen ihm und Peter Franz. Ich war eigentlich gesetzt, weil ich nicht nur mit Jörg Roßkopf spielen kann. Auch mit Timo Boll und Torben Wosik war ich international sehr erfolgreich.

Wer im deutschen Tischtennis Jörg Roßkopf sagt, denkt auch gleich an Steffen Fetzner und umgekehrt. Eine unauslöschbare Assoziation?

Wir prägten über Jahre hinweg das deutsche Tischtennis – nicht nur als Doppel, sondern auch als Mannschaft. Im Einzel war Jörg noch etwas erfolgreicher als ich. Und hinzu kam vor allem, dass wir 1989 im eigenen Land Weltmeister wurden. In Dortmund war die Medienpräsenz doch viel größer, als es bei einer WM in Asien der Fall gewesen wäre.

Wie sehen Sie Ihre Stellung im deutschen Parade-Doppel? Für die spektakulären Punkte waren meist Sie verantwortlich.

Wir haben uns sehr gut ergänzt. Ich bestimmte meist die Taktik, er bereitete vor, und ich vollstreckte mit dem Endschlag. Das funktionierte immer sehr gut, weshalb wir diese Erfolge erzielten.

Bei Ihrem Verein TTC Grenzau spielen Sie weiter als Ersatzmann in der Bundesliga hinter vier starken Ausländern.

Wir sind absoluter Titelfavorit. Ich verlängerte meinen Vertrag bei Grenzau bis 2002. Dort als Nummer fünf im zweiten Glied zu stehen, kommt mir entgegen, weil ich künftig als Repräsentant bei Toto-Lotto Rheinland-Pfalz arbeite. Im Herbst beginne ich eine zweijährige Ausbildung als eine Art Trainee für künftige Aufgaben in der Abteilung Sport-Promotion und Öffentlichkeitsarbeit. Dort habe ich mit dem 1. FC Kaiserslautern im Fußball, Schifferstadt im Ringen oder eben Grenzau zu tun.

Gab es vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) ein Angebot?

Der DTTB machte sich da wenig Gedanken.

Haben Sie eine Offerte erwartet?

Nein, ansonsten hätte ich mich nicht anderweitig umgesehen. Letztendlich ist es auch der richtige Weg, den ich einschlage.