fair trade
: LOB DER ETHIK-NISCHE

Handel mit Produkten, die sowohl ökologisch als auch ethisch korrekt hergestellt wurden – wer hätte vor zehn Jahren geglaubt, dass ein deutscher Umweltminister dafür Werbung machen würde? Gerade einmal 150 Millionen Mark Jahresumsatz machen die Welt- und Bioläden bundesweit mit Kaffee, Tee, Kakao und anderen Produkten. Das sind Peanuts im Vergleich zu dem, was deutsche Unternehmen und Konzerne mit weder ökologisch noch ethisch besonders lobenswerten Produkten einfahren.

Trittin setzt sich für die Produkte aus dieser Nische ein, auch wenn diese wohl kaum jemals einen Anteil am Handel erreichen werden, der nennenswert sein wird – da ist der sparsame Verbraucher vor. Der redet zwar ständig davon, dass er solche Produkte kaufen will, tut es aber dann doch oft nicht, weil es ein paar Groschen mehr kostet. Der Trick, das Positive an einer offensiven Werbung für diese Produkte, liegt somit auch weniger in der Hoffnung, dass die fairen Produkte mehr Marktanteile bekommen. Es geht eher um die Wirkung, die diese Werbung auf die normalen Unternehmen hat. Die erkennen an der Reputation, die fair gehandelte Produkte mittlerweile genießen, dass sie sich was einfallen lassen müssen.

Niederländische Blumenzüchter arbeiten mittlerweile an Umweltschutzregelungen. Europäische Supermärkte basteln an Mindeststandards, die Agrarproduzenten zukünftig erfüllen sollen. Bevor die Unternehmen beim Kampf um den Verbraucher Verluste hinnehmen müssen, und seien es noch so kleine, oder gar mit gesetzlichen Maßnahmen zu rechnen haben, gehen sie lieber in Vorleistung.

Das werden sicher nur Minimalstandards sein, die meilenweit von den hohen Standards der Öko- und Entwicklungsverbände entfernt bleiben werden. Denn den Unternehmen geht es primär um den „guten Ruf“ – und das heißt möglichst billig –, weniger um die Umwelt. Wenn Trittin die Ökoprodukte lobt und fördert, muss er aber gleichzeitig ein Auge auf die deutsche Industrie und die deutschen Agrarproduzenten haben. Wer Lob verteilt, muss auch tadeln können. Vielleicht erleben wir es in zehn Jahren, dass ein Umweltminister nicht nur ein Handbuch für fair-trade-Produkte anpreist, sondern auch für eines wirbt, das vor extrem unfairen, unökologischen Waren warnt. Das kann sich heute noch keiner so recht vorstellen – aber die Zeiten ändern sich ja.

MAIKE RADEMAKER

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